
Am Wochenende war ich schon wieder unterwegs.
Eigentlich hatte ich nach der anstrengenden Fahrt nach Südfrankreich nur wenig Lust auf 800km Fahrt, aber ich hatte schon zugesagt und wollte dann auch teilnehmen.
Zudem musste Verena auch noch arbeiten und ich musste alleine los.
Also fuhr ich Samstags los in Richtung Osten, denn es ist erstaunlich oft so: wenn ich mit wenig Lust losfahre, werde ich positiv überrascht und von den Erlebnissen geplättet. Das war auch dieses Mal so!
Auf der Hinfahrt hielt ich an einem Standort des schwertblättrigen Waldvögeleins in Mittelhessen und dann später noch an einem großen Vorkommen der Korallenwurz bei Hünfeld. Wenn man schon vorbeifährt kann man das ja mitnehmen.
Samstag Abends besuchte ich dann noch ein Massenvorkommen des Frauenschuhs bei Rudolstadt. Obwohl erst wenig der Pflanzen blühten war ich überwältigt von der schieren Anzahl der eigentlich so seltenen Orchideen. Einfach nur „Wow!“
Bei gewittrigem Wetter fuhr ich dann weiter nach Jena. Jena liegt landschaftlich bezaubernd im Saaletal und die abendliche Stimmung mit „Alpenglühen“ auf den Muschelkalkklippen und den zerfetzten Wolken über der Stadt war ein wirklich grandioser Anblick. Leider hatte ich bei dem kurzen Ausflug am Abend keine Kamera dabei.
Die geplante Exkursion ging am nächsten Tag bei perfektem Wetter in zwei Gebiete direkt bei Jena.
Zunächst wurden wir durch eine weitläufige Wiesenlandschaft auf einem ehemaligen TÜP geführt. Die Hecken und Büsche sind ein ideales Revier für Singvögel. Leider habe ich von Ornithologie keine Ahnung und so konnte ich zwar noch Feldlerche und Kolkrabe identifizieren, aber Feldschwirl und Pirol hätte ich am Gesang sicher nicht erkannt.
Das eigentliche Ziel waren aber die Halbtrockenrasen oberhalb dieser Landschaft. Nach einiger Zeit stand dann oberhalb des Weges ein erstes Purpurknabenkraut. Die hatte ich dieses Jahr in Frankreich zwar schon zu Hunderten gesehen, aber es ist doch immer wieder schön, so begrüßt zu werden. Nur kurze Zeit später standen wir in einer bunten Wiese voller Orchideen: Bocksriemenzunge, Spinnenragwurz, Fliegenragwurz, Helm- und Purpurknabenkraut und vereinzelt auch das dreizähnige Knabenkraut. Ein kurzer Abstecher in den Wald und wir sahen auch hier den gelben Frauenschuh in schöner Blüte. Wirklich ein beeindruckendes Biotop mit tollen Ausblicken.
Nach der Mittagspause ging es in das Jenaer Vorzeigebiotop im Leutratal. Der Bau des Jagdbergtunnels und die Verlegung der A4 aus dem Leutratal hat dafür gesorgt, dass man die Biotope in Ruhe genießen kann. Zwar sind auch dort viele Menschen unterwegs, aber das ist viel besser als Autolärm. Die Wiesen dort sind wirklich grandios – richtig bunte Blumenwiesen, farblich dominiert von weißen Waldanemonen, gelbem Horn- und Wundklee und dazwischen stehen die rötlichen Orchideen.
Die schiere Menge an seltenen Pflanzen ist wirklich toll. Botanisches Highlight war wohl die Osterluzei. Die Hänge dort waren vom Blühzustand um einiges weiter als auf dem TÜP und die Orchideen blühten in Massen. Am spannendsten für mich war sicher die Korallenwurz im dunklen Wald zum Abschluss, die dort aber wegen Wind, zu wenig Licht und der Größe, extrem schwer zu fotografieren war. Kurz vor 18:00 waren wir dann durch mit der Exkursion und ich fuhr direkt ohne den eigentlich geplanten Zwischenstop zurück.DAS wäre dann wirklich zuviel geworden und hätte den tollen Tag wohl zu anstrengend gemacht.
Die Touren waren exzellent geführt. Kultur, Geschichte, Geologie, Botanik: man merkt, wenn jemand sich viel Mühe macht und Ahnung von der Materie hat – das Ergebnis ist entsprechend. Vielen Dank nochmal an die Müllers für das eindrucksvolle Erlebnis. Danke auch an den AHO-Hessen (Nord) für die Organisation und dass ich noch kurzfristig mitkonnte.
Ich hoffe, dass die Thüringer ihre schöne Natur weiter so erhalten. Ich bin platt.
Fundliste (Orchideen):
Orchis purpurea, Orchis militaris, Orchis x hybrida, Ophrys sphegodes, Ophrys insectifera, Cypripedium calceolus, Neotinea tridentata, Listera ovata, Himantoglossum hircinum, Platanthera chloranta, Corallorhiza trifida, Neottia nidus-avis (alle blühend), Cephalanthera damasonium (knospend)