Wochenende in Nordrhein-Westfalen

Erdkröte (Bufo bufo)

Am Wochenende traf ich mit Verena Bekannte in Dorsten. Da mir das sonst immer zu lang wird, unternahm ich von dort aus mehrere Ausflüge.

Freitags fuhren wir zu zweit nach Zwillbrock an die niederländische Grenze. Dort gibt es eine bekannte Flamingokolonie. Der Anblick von Flamingos in der norddeutschen Tiefebene ist schon sehr bizarr.Leider war das Wetter wirklich mies und die Vögel sehr weit weg. Deshalb taugen die Fotos nur als Beweisbilder. Lustigerweise sprangen auf dem Weg tausende winziger Kröten herum.

Auf dem Rückweg unternahmen wir einen kurzen Abstecher in die niederländische Provinz Gelderland und deckten uns mit Vla und köstlichen Stroopwaffeln, dem niederländischen Elbenbrot, ein.

Am Samstag war ich dann auf eigene Faust in den Dortmunder Biotopen unterwegs. Fast schon traditionell ging es zu den Standorten am Rewe-Parkplatz an die Verkehrsinsel, in den Rombergpark und in den Schwerter Wald zu den Epipactis helleborine. Ein wirklich fantastisches Jahr für diese Art. Die Standorte waren alle äußerst gut bestückt und sogar die chlorotische Pflanze im Schwerter Wald steht in Knospe. Leider scheint sie umgetreten worden zu sein. Dennoch wird sie wohl blühen. Allein die Variationsbreite der Art im Schwerter Wald würde für eine längere Abhandlung reichen. Trotz des Schattens war es im Wald viehisch heiß und schwül. Mir ist es ein Rätsel, wie bei dem Wetter ein Fußballspiel im Westfalenstadion angepfiffen werden konnte.

Sonntags fuhr ich dann zurück in Richtung Wiesbaden. Dabei legte ich drei Zwischenstopps ein. Zunächst hielt ich bei einem Standort der Epipactis leptochila im Taunus, dann bei dem Standort der Epipactis peitzii in der Nähe. Bei beiden herrschte Dauerregen. Schließlich besuchte ich noch  meine Eltern.

Epipactistour durch die Rhön

Epipactis microphylla

Am Wochenende war es dann doch soweit. Die verschobene Rhöntour fand endlich statt. Brüllend heißes Juliwetter ohne Wolken versprach schwierige Fotobedingungen im Wald. Ich mag die hohen Kontraste auch wirklich garnicht. Ich bin auch kein Fan von Blitzeinsatz.Dennoch sind wieder einige brauchbare Fotos herausgekommen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bei den Epipactis microphylla hätte ich gerne noch ein bisschen mehr Zeit verbracht.

Wieder ein erfolgreicher, aber anstrengender Tag. 4 Epipactisarten haben wir gesucht und gefunden. Epipactis leptochila (var altensteiniana), Epipactis microphylla, Epipactis muelleri und Epipactis purpurata.Erfreulich, dass es dieses  Jahr wieder mehr Individuen gibt. Auch für diese Gattung ein wirklich gutes Jahr.

Als Zugabe diesmal C. rubra, die auch teilweise noch Blüten hat.

Haben Sie da fotografiert?

Lucanus cervus (Weibchen)

Diese Frage stellte mir ein kräftiger, junger Autofahrer südländischer Herkunft abends an der B486 am Mönchbruch. Der Fahrer hatte sein Auto an der Seite abgestellt und lief schnurstracks auf mich zu.
Die Situation war mir garnicht geheuer.
Ich bejahte und erklärte ihm, dass ich einen Hirschkäfer fotografiert hatte.
Der Autofahrer sagte dann, er habe mich reglos auf dem Radweg liegen sehen und dachte ich sei verletzt. Er habe sogar schon die Polizei angerufen. Ich entschuldigte mich und bedankte mich für die Reaktion und er meinte nur: „Kein Thema! Ich ruf nochmal an und sag, dass alles ok ist.“

Die Moral: nicht überall, wo man sich zum Fotografieren hinlegen kann, sollte man das auch tun… aber fast überall gibt es hilfsbereite Menschen.

Danke nochmal an den Unbekannten. Vermutlich denkt jetzt einer mehr, dass ich komplett verrückt bin. 😀

Mir ist das ernsthaft peinlich. Aber die Bilder sind gut!

Als Zugabe in der Gallerie gibt es einen großen Schillerfalter aus der Fasanerie Wiesbaden, der auf Lyk landete. Man kann auch mit Teleobjektiven interessante Makros machen.

Kohlröschentour nach Österreich

Etwas entmutigt durch Wetterbericht und den Bericht über den Blühzustand der Zielarten, fuhren wir mit gemischten Gefühlen am Freitag nach der Arbeit in Richtung Österreich zur lang geplanten Alpentour.

 

Samstag: Hochschwabgruppe

Nigritella rubra
Der Wetterbericht zwang uns, als erstes die Tour im Toten Gebirge anzugehen. Nach einem Zwischenstop in einem tristen Hotel in der Nähe von Wels ging es sofort in Richtung Berge.
Am Ziel angekommen, führte der Weg uns durch artenreiche Wiesen und Wälder. Ich bin immer wieder begeistert, wenn der Wegrand schon gesäumt ist von Trollblumen, Fuchs‘ Knabenkräutern und den Händelwurzen. Beim Aufstieg gab es dann auch die ersten Überraschungen, so fanden wir an mehreren Stellen schöne Exemplare der Korallenwurz.
Gleich auf der ersten höher gelegenen Wiese standen dann auch schon die ersten Kohlröschen. Wir fanden sowohl N. rubra/miniata, als auch N. austriaca (und auf dem Rückweg auf der gleichen Wiese noch N. widderi).
Das Fotografieren war hier aufgrund der Ameisen etwas unangenehm, aber die Pflanzen standen wunderbar zwischen Ehrenpreis und Trollblumen, also perfekt für Kitschbilder. So weit unten hatten wir die Kohlröschen nicht erwartet.
Nach einer ausgiebigen Pause ging es weiter bergan. Am unteren Rand der Bergwiesen fanden wir etliche Primelgewächse, wie zum Beispiel die Alpen-Soldanelle und mehrere Enzianarten. Bei einem Schneefeld navigierten wir zunächst zu einem Bergrücken, der uns zunächst botanisch allerdings nicht besonders interessant erschien, aber dafür eine andere Überraschung bereit hielt: Wir standen plötzlich vor mehreren Gemsen, die den Berg auf- und ab rannten. Es hatte sich also doch gelohnt, den Trumm von Teleobjektiv hier hoch zu schleppen.
Die Aussicht von hier war grandios. Alleine deshalb muss man schon wieder kommen.
Weiter nach oben ging es zu den blühenden Matten. Tausende aufblühende Edelweiß und zumeist knospende Kohlröschen sorgten für Begeisterung. Der Blühzustand der Pflanzen erlaubte leider keine intensive Nachsuche nach blühenden Exemplaren, da man die winzigen Pflanzen eher schlecht sieht. Dennoch ein Platz der zum Verweilen einläd. Großartig! Wenn die Pflanzen noch geblüht hätten, hätte mich das sicher einigermaßen überfordert. Was für ein Erlebnis!
Nach der Tour ging es gegen 21:00 Uhr nach Tragöß zur Quartiersuche. Der Wirt am Wanderparkplatz verwies uns an den „Gasthof zur Post“, die aber kein Zimmer mehr hatten, uns aber zu einer Dame schickten, die Gästezimmer haben sollte. Allerdings war dort auch alles voll. Nach mehreren Telefonaten hatte sie uns aber ein Zimmer organisiert. Die Hilfsbereitschaft und ihr Organisationstalent waren wirklich bemerkenswert. So geht’s also auch! Danke nochmal… da werde ich wieder hinfahren.

 

Sonntag: Grüner See und Grazer Bergland

Nigritella rubra und Coeloglossum viride

 

Die Hauptattraktion von Tragöß ist sicherlich der grüne See. Der See liegt wunderbar eingebettet zwischen hohen Bergen und erstrahlt in einem klaren grün-blau, das an einen Edelstein erinnert. Beim Umrunden des wunderbaren Sees fanden wir noch etliche teilweise recht merkwürdige Fuchs‘ Knabenkräuter, Gymnadenien, sowie Türkenbund- und Feuerlilien. Angeblich gibt es dort auch Frauenschuh, aber wir wollten nicht nachsuchen. Vermutlich wäre er sowieso schon abgeblüht gewesen.
Von Tragöß ging es am gleichen Tag noch ins Grazer Bergland, zu einer für die frühen Blühzeiten bekannten Alm. Durch das schöne Wetter war dort allerdings die Hölle los. Dennoch fanden wir sowohl N. rubra, als auch N. stiriaca. Lustigerweise liefen wir recht ziellos und ohne Tips genau zu den Fundorten dieser Arten. Highlight war hier ein rotes Kohlröschen, das direkt en einer Hohlzunge lehnte. Eine kurze, aber erfolgreiche Tour.
Am Abend ging es zurück nach Deutschland, wo wir unser Quartier in Ruhpolding bezogen.

 

Montag: Chiemgauer Alpen

Corallorhiza trifida

Wie schon im letzten Jahr, als ich durch Zufall schon einmal das Biotop anfuhr, ging es auch dieses Jahr wieder in die Chiemgauer Alpen.

Von einer Almhütte aus startet man zunächst sanft bergauf. Auch hier sieht man am Wegrand schon zahlreiche Orchideen. So gab es zum Beispiel für uns die erste Kugelorchis des Jahres. Auch blühten wieder zahlreiche Dactylorhiza-Arten. Vom einfachen, breiten Wanderweg bogen wir dann ab und stiegen steil, im Schatten einer Bergflanke zum Sattel hinauf. Im recht dunklen Nadelwald fanden wir hier wundervoll erblühte Korallen- und daneben fruchtende Schuppenwurzen.

Der etwas unwegsame Pfad führte uns zum oberen Teil einer Alm, die ich das letzte Mal bequemer, aber weniger ereignisreich von unten betrat. Oben blühten wieder mehrere Nigritellen. Wir mussten aber dann passen, was die Bestimmung anbelangt – keine einfache Gattung.

Endlich fanden wir auch die ersten Brandknabenkräuter, die ich so gerne mag. Die Pflanzen waren hier aber noch meist knospig.
Oben auf dem Grat scheuchten wir eine schwarze Kreuzotter auf, die laut zischend in den Latschen verschwand. Für Fotos ließ sie uns aber leider keine Chance.

Der Weg über den Grat erwies sich als recht schwierig mit unserem Gepäck, verlief jedoch weitestgehend ereignislos. Nach fast zwei Stunden kraxeln erreichten wir das Zielgebiet, eine weitere Alm, die bekannt für den Artenreichtum ist. Und tatsächlich erwartete uns auch hier ein wahres Blütenmeer auf den zahlreichen Kalkrippen der Alm. In der Lichtstimmung des späten Nachmittags konnten wir ausgiebig Fotos von österreichischem, rotem und Widders Köhlröschen machen, bevor es wieder zurück ging.

 

Dienstag: Salzkammergut
Nigritella stiriaca

 

Zum Abschluss der Tour machten wir einen kurzen Ausflug auf einen bekannten Blumenberg im Salzkammergut. Vor zwei Jahren war ich schon einmal dort und bewunderte die vielen Apollofalter. Heuer war es für die Falter zu früh, dafür sahen wir aber sehr viele steirische Kohlröschen in schönem Blühzustand. Wieder einmal grandios war die Aussicht. Das Wetter war fast schon zu heiß.

 

Danke nochmal an Joachim für die schöne Tour. Es gibt jedesmal in den Alpen Neues zu sehen. Das ist wirklich begeisternd.
Danke auch an Manfred, Herrn Griebl und Herrn Professor Foelsche für die Hinweise zu den Blühzeitpunkten. Ohne die Hilfe wäre die Tour sicher nicht so erfolgreich gewesen.