Etwas entmutigt durch Wetterbericht und den Bericht über den Blühzustand der Zielarten, fuhren wir mit gemischten Gefühlen am Freitag nach der Arbeit in Richtung Österreich zur lang geplanten Alpentour.
Samstag: Hochschwabgruppe
Nigritella rubra
Der Wetterbericht zwang uns, als erstes die Tour im Toten Gebirge anzugehen. Nach einem Zwischenstop in einem tristen Hotel in der Nähe von Wels ging es sofort in Richtung Berge.
Am Ziel angekommen, führte der Weg uns durch artenreiche Wiesen und Wälder. Ich bin immer wieder begeistert, wenn der Wegrand schon gesäumt ist von Trollblumen, Fuchs‘ Knabenkräutern und den Händelwurzen. Beim Aufstieg gab es dann auch die ersten Überraschungen, so fanden wir an mehreren Stellen schöne Exemplare der Korallenwurz.
Gleich auf der ersten höher gelegenen Wiese standen dann auch schon die ersten Kohlröschen. Wir fanden sowohl N. rubra/miniata, als auch N. austriaca (und auf dem Rückweg auf der gleichen Wiese noch N. widderi).
Das Fotografieren war hier aufgrund der Ameisen etwas unangenehm, aber die Pflanzen standen wunderbar zwischen Ehrenpreis und Trollblumen, also perfekt für Kitschbilder. So weit unten hatten wir die Kohlröschen nicht erwartet.
Nach einer ausgiebigen Pause ging es weiter bergan. Am unteren Rand der Bergwiesen fanden wir etliche Primelgewächse, wie zum Beispiel die Alpen-Soldanelle und mehrere Enzianarten. Bei einem Schneefeld navigierten wir zunächst zu einem Bergrücken, der uns zunächst botanisch allerdings nicht besonders interessant erschien, aber dafür eine andere Überraschung bereit hielt: Wir standen plötzlich vor mehreren Gemsen, die den Berg auf- und ab rannten. Es hatte sich also doch gelohnt, den Trumm von Teleobjektiv hier hoch zu schleppen.
Die Aussicht von hier war grandios. Alleine deshalb muss man schon wieder kommen.
Weiter nach oben ging es zu den blühenden Matten. Tausende aufblühende Edelweiß und zumeist knospende Kohlröschen sorgten für Begeisterung. Der Blühzustand der Pflanzen erlaubte leider keine intensive Nachsuche nach blühenden Exemplaren, da man die winzigen Pflanzen eher schlecht sieht. Dennoch ein Platz der zum Verweilen einläd. Großartig! Wenn die Pflanzen noch geblüht hätten, hätte mich das sicher einigermaßen überfordert. Was für ein Erlebnis!
Nach der Tour ging es gegen 21:00 Uhr nach Tragöß zur Quartiersuche. Der Wirt am Wanderparkplatz verwies uns an den „Gasthof zur Post“, die aber kein Zimmer mehr hatten, uns aber zu einer Dame schickten, die Gästezimmer haben sollte. Allerdings war dort auch alles voll. Nach mehreren Telefonaten hatte sie uns aber ein Zimmer organisiert. Die Hilfsbereitschaft und ihr Organisationstalent waren wirklich bemerkenswert. So geht’s also auch! Danke nochmal… da werde ich wieder hinfahren.
Sonntag: Grüner See und Grazer Bergland
Nigritella rubra und Coeloglossum viride
Die Hauptattraktion von Tragöß ist sicherlich der grüne See. Der See liegt wunderbar eingebettet zwischen hohen Bergen und erstrahlt in einem klaren grün-blau, das an einen Edelstein erinnert. Beim Umrunden des wunderbaren Sees fanden wir noch etliche teilweise recht merkwürdige Fuchs‘ Knabenkräuter, Gymnadenien, sowie Türkenbund- und Feuerlilien. Angeblich gibt es dort auch Frauenschuh, aber wir wollten nicht nachsuchen. Vermutlich wäre er sowieso schon abgeblüht gewesen.
Von Tragöß ging es am gleichen Tag noch ins Grazer Bergland, zu einer für die frühen Blühzeiten bekannten Alm. Durch das schöne Wetter war dort allerdings die Hölle los. Dennoch fanden wir sowohl N. rubra, als auch N. stiriaca. Lustigerweise liefen wir recht ziellos und ohne Tips genau zu den Fundorten dieser Arten. Highlight war hier ein rotes Kohlröschen, das direkt en einer Hohlzunge lehnte. Eine kurze, aber erfolgreiche Tour.
Am Abend ging es zurück nach Deutschland, wo wir unser Quartier in Ruhpolding bezogen.
Montag: Chiemgauer Alpen
Corallorhiza trifida
Wie schon im letzten Jahr, als ich durch Zufall schon einmal das Biotop anfuhr, ging es auch dieses Jahr wieder in die Chiemgauer Alpen.
Von einer Almhütte aus startet man zunächst sanft bergauf. Auch hier sieht man am Wegrand schon zahlreiche Orchideen. So gab es zum Beispiel für uns die erste Kugelorchis des Jahres. Auch blühten wieder zahlreiche Dactylorhiza-Arten. Vom einfachen, breiten Wanderweg bogen wir dann ab und stiegen steil, im Schatten einer Bergflanke zum Sattel hinauf. Im recht dunklen Nadelwald fanden wir hier wundervoll erblühte Korallen- und daneben fruchtende Schuppenwurzen.
Der etwas unwegsame Pfad führte uns zum oberen Teil einer Alm, die ich das letzte Mal bequemer, aber weniger ereignisreich von unten betrat. Oben blühten wieder mehrere Nigritellen. Wir mussten aber dann passen, was die Bestimmung anbelangt – keine einfache Gattung.
Endlich fanden wir auch die ersten Brandknabenkräuter, die ich so gerne mag. Die Pflanzen waren hier aber noch meist knospig.
Oben auf dem Grat scheuchten wir eine schwarze Kreuzotter auf, die laut zischend in den Latschen verschwand. Für Fotos ließ sie uns aber leider keine Chance.
Der Weg über den Grat erwies sich als recht schwierig mit unserem Gepäck, verlief jedoch weitestgehend ereignislos. Nach fast zwei Stunden kraxeln erreichten wir das Zielgebiet, eine weitere Alm, die bekannt für den Artenreichtum ist. Und tatsächlich erwartete uns auch hier ein wahres Blütenmeer auf den zahlreichen Kalkrippen der Alm. In der Lichtstimmung des späten Nachmittags konnten wir ausgiebig Fotos von österreichischem, rotem und Widders Köhlröschen machen, bevor es wieder zurück ging.
Zum Abschluss der Tour machten wir einen kurzen Ausflug auf einen bekannten Blumenberg im Salzkammergut. Vor zwei Jahren war ich schon einmal dort und bewunderte die vielen Apollofalter. Heuer war es für die Falter zu früh, dafür sahen wir aber sehr viele steirische Kohlröschen in schönem Blühzustand. Wieder einmal grandios war die Aussicht. Das Wetter war fast schon zu heiß.
Danke nochmal an Joachim für die schöne Tour. Es gibt jedesmal in den Alpen Neues zu sehen. Das ist wirklich begeisternd.
Danke auch an Manfred, Herrn Griebl und Herrn Professor Foelsche für die Hinweise zu den Blühzeitpunkten. Ohne die Hilfe wäre die Tour sicher nicht so erfolgreich gewesen.