Das nächste Etappenziel war der Hardangerfjord. In Odda stellten wir fest, dass die Straße entlang des Fjords wegen eines Erdrutschs gesperrt war und so mussten wir erneut einen Umweg fahren und zusätzlich den Fjord von Utne nach Kvanndal mit der Fähre überqueren. Abends schlugen wir das Zelt an einem Campingplatz am Eidfjordvatnet auf. Von dort aus fuhren wir eine abenteuerliche Bergstraße mit Einbahntunneln, in der Hoffnung Blick auf den Gletscher Hardangerjøkul zu erhaschen. Leider war das von dort nicht möglich.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung Hardangervidda. Auf dem Weg dorthin kommt man am Vøringsfossen vorbei. Dieser Wasserfall ist angeblich einer der schönsten Norwegens. Das sagt schon eine Menge aus. Das Wetter war bedeckt und leicht nieselig. Dennoch war es ein sehenswerter Stop mit einer tollen Aussicht. Kurz nach der Weiterfahrt kamen wir dann in dichte Wolken. Eine Suppe mit 150m Sichtweite. Sollte das für uns die Hardangervidda sein? Nach kurzer Zeit brach dann aber die Sonne durch und tauchte die Vidda in ein geheimnisvolles Licht: Wolken, Schnee, Sonne, Eis im Wechsel sorgten für viele Weiß- und Blautöne. Manchmal hätte man sich auch gut in der Südsee befinden mögen.
Über Geilo ging es in Richtung Aurlandsfjord. Wir betrachteten die riesigen Kreuzfahrtschiffe und fuhren durch spektakuläre Landschaft weiter in Richtung Vangsnes. Dort überquerten wir den Sognefjord. Wie schon am Hardangerfjord blühten dort unten die Kirschen, während oben auf dem Fjell noch tiefster Winter herrschte. Wir umfuhren den Jostedalsbreen westlich. Das Zelt schlugen wir auf dem Byrkjelo Campingplatz auf.
Das nächste Ziel und gleichzeitig eines der Highlights sollte der Geirangerfjord werden. Über eine Passstraße schraubten wir uns wieder nach oben. Unterwegs fielen uns mehrfach Nagetiere auf. Offensichtlich waren das Lemminge. Lustigerweise stürzte sich einer vor uns auf die Straße. Wir haben es aber vermeiden können, dass Tier zu überfahren. Für Fans von nichtlustig, wäre jetzt ein erbostes Quieken zu hören gewesen. Ich bereue ein wenig, dass wir nicht hielten, um die Tiere zu fotografieren, denn als wir unten in Geiranger ankamen, fuhr uns vor der Nase die Fähre weg und wir hatten über drei Stunden Aufenthalt. So aber fuhren wir die Aussichtspunkte an und stöberten in den Geschäften der Touristenfalle Geiranger.Die Überfahrt mit der Fähre erfüllte dann aber alle Erwartungen. Der enge Fjord mit den Wasserfällen bildet wirklich eine dramatische Kulisse. Trotz des bescheidenen Wetters genossen wir die Fahrt sehr.
Nach der abenteuerlichen Überfahrt ging es zwischen Reinheimen und Dovrefjell im über 1000m tiefen Tals des Flusses Rauma wieder in Richtung Landesinnere. Die Ausblicke aus dem Tal waren unfassbar. In etwa 500m Höhe hingen Wolken im Tal. Über den Wolken kamen die Gipfel zum Vorschein. Schließlich erreichten wir den Dovrefjell Nationalpark. Ursprünglich hatten wir vor, hier eine Moschusochsentour zu machen. Dies wird aber nur im Sommer angeboten. Wir wussten nicht, dass man an manchen Stellen auch so die Tiere beobachten kann. Und so gaben wir uns mit der Landschaft zufrieden. An einem Parkplatz fanden wir zudem Tausende zarter Kuhschellen. Wie wunderbar hier oben in dieser rauhen Umwelt so schöne Blumen zu finden.
Ohne weiteren Stop fuhren wir dann bis nahe zur schwedischen Grenze… als plözlich kurz vor Mitternacht uns eine Elchkuh mit Jungelch vor das Auto rannte. Verena bremste geistesgegenwärtig und wich aus, so vermieden wir den harten Einschlag. Ein paar Meter weiter stand ein weiterer Elch am Straßenrand. Viel zu aufgeregt zum Weiterfahren schlugen wir am Straßenrand das Zelt auf. Wir hatten den Extraschlenker durch Norwegen überstanden.
Ich habe mich in dieses großartige Land ein bisschen verliebt. Die Gegensätze der rauen Fjordlandschaft mit den unwirtlichen Fjellen und dazu die zarten Kirschblüten, Narzissen, Buschwindröschen und am Ende die Kuhschellen beeindruckten mich nachhaltig. Wir wollen auf jeden Fall noch einmal mit mehr Zeit wiederkehren.
Hallo Martin!
So langsam bekomme ich einen Riesen-Respekt vor Eurer Leistung!
So eben mal die Ostsee zu umrunden (mit einem „kleinen Abstecher“ nach Norwegen – Irrsinn!), Kilometer abzuspulen und trotzdem noch traumhafte Fotos zu machen – Hut ab !!!
Das macht Lust, mal „auf Euren Spuren zu wandeln“, allerdings in kleinen Etappen über mehrere Jahre verteilt 😉 !
Hi Manfred,
danke für den Kommentar. Es war tatsächlich eher zuviel Fahrerei. Allerdings lag das auch an den Straßensperrungen. Norwegen ist aber wirklich extrem schön. Etwas langsamer wäre es aber auch besser. Der nächste Teil kommt dann erst im neuen Jahr, natürlich mit den Calypsos. Ich versuch dieser Tage dich nochmal telefonisch zu erreichen.
Viele Grüße,
Martin