Ostseeumrundung im Zeitraffer – von Riga nach Usedom

Riga

Von Saaremaa ging es weiter zu unserer einzigen Station in Lettland, nach Riga.

Auch Riga ist eine alte Hansestadt. Sie ist aber größer, voller und quirliger als Tallinn. Gerade abends ist dort enorm viel los. Uns hat die beschaulichere Stadt Tallinn vielleicht auch deswegen besser gefallen. Das Hotel, das wir am Vorabend gebucht hatten, gab es nicht. An der angegebenen Adresse war nur eine Baustelle. Dementsprechend war die Stimmung schon eher gedrückt. Nach etwas Suche fanden wir noch ein Ausweichhotel. Bei wiederum bestem Wetter am Abend und am nächsten Tag erkundeten wir die Stadt ausgiebig.

Von den drei baltischen Staaten hatten wir wohl in Lettland am wenigsten Freude.

 

 
Kurische Nehrung / Kurisches Haff

Am nächsten Tag kamen wir in Klaipeda, Litauen an. Das Hotel Promenada war ein Glücksgriff. Es war günstig und die Rezeption enorm hilfsbereit. Auf die Frage nach der kurischen Nehrung bekamen wir alle möglichen Fährverbindungen und Wanderwege erklärt und aufgeschrieben. Ganz toll, wie die Rezeption sich darum gekümmert hat. Zunächst sahen wir uns aber die Stadt an und fuhren danach nach Süden in Richtung Süden zum Memeldelta. Wir machten einen kurzen Spaziergang, brachen aber ab, weil sich ein Unwetter zusammenbraute. Wir fuhren zurück in Richtung Klaipeda, aber es wurde dann gänzlich finster und so böig, dass wir anhalten mussten. Auch die litauischen Autofahrer fuhren alle an den Straßenrand. Wir standen also dort und wurden im Auto vom Wind ordentlich durchgeschaukelt. Die Sicht nahm immer mehr ab. Irgendwann war das schlimmste dann vorbei und wir fuhren wieder zurück. An solch heftige Gewitterböen kann ich mich kaum entsinnen.

Am folgenden Morgen hatte sich das Wetter wieder beruhigt und die Sonne brannte wieder von einem wolkenlosen Himmel. Wir setzten über auf die Nehrung. Uns fielen sofort die vielen Libellen und Maikäfer auf. Wirklich zu tausenden schwärmten die Insekten über die Landzunge. Ein einzigartiger Flecken Erde. Die Dünen beeindruckten uns sehr. Wir fuhren bis vor die russische Grenze. Da wir keine Lust auf Schikane und Formalitäten hatten, wendeten wir und blieben in Litauen.

Zurück in Klaipeda fuhren wir auf die Autobahn in Richtung Kaunas. Super ausgebaut, guter Fahrbahnbelag und ein Radfahrer in kurzen Hosen und T-Shirt, so bleibt die Autobahn da in Erinnerung. Die Litauer waren sehr freundlich, hilfsbereit und gute Autofahrer. Zebrastreifen werden anerkannt, auf Fahrradfahrer geachtet… das kleine Land hat wirklich einen super Eindruck hinterlassen.

Wir umrundeten die russische Exklave Königsberg und fuhren nach Polen. Auf gewundenen Landstraßen ging es dann durch Masuren. In einem Rutsch fuhren wir von der kurischen Nehrung bis Elblag. Die Polen sind geisteskranke Autofahrer – auf den engen masurischen Landstraßen wurden wir öfter von Autos mit geschätzten 130km/h überholt. Die Landschaft erschien ein wenig düster und verlassen. Hatte durchaus seinen Reiz, aber die Heimat rief so langsam. Ich habe trotzdem vor, noch einmal nach Masuren zu fahren, um mir noch einmal eine Meinung zu bilden (und ich will die Kapuzenorchis sehen).

 

 
Danzig

Nach einer kurzen Nacht in Elblag fuhren wir nach Danzig. Wir erwischten trübes Wetter. Dennoch ist Danzig vielleicht die prächtigste der besuchten Städte, aber auch die einzige, wo ich Angst um mein Auto hatte. Wir parkten an einem öffentlichen Parkplatz und wurden gleich gefragt, ob wir Geld tauschen wollen. Natürlich bemerkte ich die Blicke in den Innenraum. Auch später fiel mir das auf. Irgendwie unangenehm. Ich würde dort wohl nichts im Auto lassen, was nach Wert aussieht.
 

 
Usedom

Von der schönen Stadt Danzig fuhren wir im Megastau in Richtung Usedom. Am späten Nachmittag kamen wir auf dem Campingplatz an. Der Campingplatz war der Hit. Direkt am Strand und alles gut erreichbar.

In Usedom wollten wir sowohl Adler und Ruthes Knabenkraut sehen. Beides war erfolgreich, wenn auch letzteres unerfreulich. Wir wurden des Geländes verwiesen, obwohl da nur „Betreten auf eigene Gefahr“ stand und auch kein NSG ausgewiesen ist. So sind nur durchschnittliche Bilder an diesem abartigen Sekundärstandort entstanden. Wohl Tausende der seltenen Pflanzen stehen dort. Trotz des Verweises waren die zwei Tage Usedom ein sehr schöner Abschluss eines ereignisreichen Urlaubs.


 

Ostseeumrundung im Zeitraffer – Saaremaa

Loode Eichenwald
Unter Orchideenfreunden ist Saaremaa ein Geheimtip und man bekommt immer mal wieder die Empfehlung, dort hinzureisen. Die Insel ist recht ursprünglich, da sie lange Sperrgebiet war. Heutzutage ist die Insel sehr gut erschlossen und Kuressare ein sehr schöner, touristisch interessanter Ort.
So ging es von Tallinn an vielen Mooren vorbei durch regnerisches Wetter in Richtung Westen. Je näher wir der Westküste kamen, desto mehr klarte es aber auf und es zeigten sich erste Orchideen an den Straßenrändern. Zumeist waren es hier Helmknabenkräuter.
Schließlich ging es auf die Fähre und wir setzten über auf die Insel Saaremaa.
Durch Kiefernwälder ging es dann zur alten Stadt Kuressare. Hier schlugen wir das Zelt auf einem kleinen Campingplatz auf. Der Campingplatz war im Garten einer Familie. Alles recht klein, aber wirklich schön. In unmittelbarer Nähe des Campingplatzes war ein Bolzplatz auf dem, wie sollte es anders sein, wieder Orchideen blühten.
Wir bekamen den Tip den alten Eichenwald südwestlich von Kuressare zu besuchen. Der Wald ist wunderschön und tatsächlich fanden wir hier die ersten Orchideen, wo mir eine Einordnung schwer fiel. Ich vermute es war D. maculata, aber mit ungefleckten Blättern. Später fanden wir dort noch L. ovata, O. militaris und direkt am Weg Frauenschuh – C. calceolus. Zusammen mit den alten Eichen machte der Wald einen wirklich schönen Eindruck.

C. calceolus

Im Anschluss besuchten wir den Leuchtturm an der Südspitze. Im Frühjahr ist hier sicher alles blau vor Kuhschellen, wie man an den zahllosen Fruchtständen erkennen konnte.

Sehr zufrieden kehrten wir zum Zeltplatz zurück. Was für eine Insel.

Am nächsten Tag brachen wir nach Norden in Richtung Vilsandi Nationalpark auf. Im Besucherzentrum hatten wir tatsächlich das erste Mal auf der Reise Kommunikationsprobleme (sogar mit den Karelen ging das besser) und so machten wir uns dann ohne gute Informationen auf den Weg. Die Boote zur Insel waren für den Tag schon abgereist und der Fußweg zu weit und so mussten wir auf Saaremaa bleiben.
Der Nationalpark wirkt zunächst sehr karg. Auf den wenigen Bäumen oder gut getarnt im Schotter verbargen sich Vögel. Später ging die Landschaft in einen trockenen Kiefernwald über. Überall stand Wintergrün und so fiel mir erst garnicht auf, dass die auf einmal anders wirkten. Ein zweiter Blick: tatsächlich Listera cordata. Winzig und hier im völlig trockenen Kiefernwald. Das war unerwartet.

Panga Pank

Gegen Abend fuhren wir dann noch zur Panga Pank, den Panga Klippen. Sanftes Licht, ein schöner Sonnenuntergang – tolle Stimmung dort.
Auf dem Rückweg wunderten wir uns, dass die Frontscheibe prasselte. Regen? Ohne Wolke? Nein… es waren Schwärme von Stechmücken. Am liebsten wären wir noch ein bisschen hin- und hergefahren, denn hier fingen die Biester an zu nerven.

Der nächste Tag führte uns zunächst zum Kaali-Meteoritenkrater. Man kann hier mehrer Krater eines Meteoriten besuchen. Recht interessant, aber ein kurzer Besuch reicht auch. So ging es auf der Bundesstraße weiter Richtung Osten, bis ich auf einmal auf der linken Straßenseite etwas gelb leuchten sah. Ich dachte sofort an Frauenschuh und suchte erfolglos den Waldrand ab. Verena wartete so lange im Auto. Als ich zurückkam grinste sie mich an. Mit den Worten „Wie sehr hast du mich lieb?“ wies sie auf die rechte Böschung und dort standen mehrere Horste Frauenschuh. Sehr verwirrt aber glücklich fotografierte ich das.
Ich vermute, dass auch links welche standen, die aber nur aus einem speziellen Winkel sichtbar sind. Auf der rechten Seite jedoch standen recht viele.
Immer gut, das Adlerauge dabei zu haben.

Im Anschluss besuchten wir noch ein wunderbares Hochmoor mit nicht so wunderbaren Stechmücken. Zu allem Unglück verlor Verena auch noch ihr Maskottchenplüschi. Aber wie das so ist, wenn man mich dabei hat… sie hat es wiedergefunden.

Und so ging es von dieser traumhaften Insel zurück auf das Festland. Hier machten wir noch einen kurzen Stop bei einem Orchideenbiotop, wo die Hybriden mich restlos verwirrten. Tja… keine Ahnung, was da alles drin ist. Schön sind sie ja… aber…

Ostseeumrundung im Zeitraffer – Helsinki und Tallinn

Dom von Helsinki

Nach Tagen des Übernachtens in Zelt am Straßenrand oder auf Campingplätzen war zwar schon die Hütte in Lieksa eine tolle Abwechslung, aber dennoch sehnten wir uns nach einem richtigen Bett.
Das nächste Ziel war Helsinki und hier hatten wir kurzfristig ein Hotelzimmer gebucht und so waren die Strapazen des Ansitzens schnell vergessen. Das Hotel liegt direkt am Strand östlich von Helsinki. Zunächst nahmen wir aber die U-Bahn ins Stadtzentrum. Helsinki ist eine herrliche, offene, sympathische Hauptstadt. Bei bestem Wetter konnten wir die Stadt richtig genießen.

 

Alexander-Newski-Kathedrale

Da wir uns um die Durchquerung von Russland mit dem eigenen Auto ersparen wollten, kürzten wir ab und fuhren mit der Fähre direkt nach Tallinn.
Die Hauptstadt von Estland ist eine sehr schöne, alte Hansestadt. Die Altstadt bietet ein Wirrwarr an Gassen mit alten Gebäuden. Dennoch ist es auch eine sehr moderne Stadt. Wirklich sehr sehenswert: Angenehme Menschen, ähnlich wie in Helsinki und eine ebenso entspannte Atmosphäre.

Ein wirklich willkommener Zwischenstop in der Zivilisation.

Ostseeumrundung im Zeitraffer – Karelien

Vielfraß

Vom Norden Finnlands ging es auf die Via Karelia zum eigentlichen Ziel der Reise.

Die Via Karelia führt durch den Osten Finnlands. Seen wechseln sich mit Mooren und Wäldern ständig ab. An Behausungen kommt man so gut wie garnicht vorbei. Umso gruseliger empfanden wir das Kunstwerk „das stille Volk“, das nach stundenlanger Fahrt am Straßenrand auftauchte. Hier stehen hunderte, menschengroße Puppen dicht an dicht. Ich fühlte mich wie in einem Stephen King Film.

 

Koli Nationalpark

Das Ende der Tagesetappe war der Pielinen-See. Wir zelteten auf einem Holzrückweg unweit des Sees. Am nächsten Tag wollten wir früh den Koli Nationalpark besuchen. Der Nationalpark soll eine der schönsten finnischen Landschaften haben. Wir wanderten bei schönstem Wetter den Berg Koli hinauf. Von oben zeigten sich tatsächlich wunderbare Ausblicke auf eine für uns urfinnische Landschaft mit viel Wasser und viel Wald. Ein absoluter Traum. Als wir oben waren, merkten wir, dass der Nachbarberg wohl eine bessere Aussicht hat. Ich kletterte nach oben und sah, dass sogar eine Straße hinaufführte und Nationalparkszentrum oben auf dem Berg lag. Also stiegen wir wieder ab und fuhren nach oben. Nach einem Mittagsmahl im dortigen Restaurant und einem Besuch beim Aussichtspunkt mussten wir schon wieder weiter in Richtung Lieksa zur Vielfraßbeobachtung mit EräEero.

Gefühlte Stunden ging es über Forstwege und abenteuerliche Nebenstraßen durch die Wildnis. Nach einiger Zeit gab es auch Hinweise auf die Vielfraßlodge. Die Straßen waren mehr als herausfordernd für den Golf, aber schließlich kamen wir an einer Hütte an, vor deren Tür schon ein Empfangskommitee aus drei Personen wartete. Wir wurden von den Personen herzlich empfangen und es wurden Tee und karelische Gebäckspezialitäten gereicht. Dann wurde uns erklärt, wie wir uns in den Beobachtungshütten zu verhalten hätten. Der Start war recht holprig, aber die etwas wortkargen Finnen sehr sympathisch und mit Händen und Füßen klappte die Kommunikation recht gut. 2 der drei Finnen sprachen auch passabel englisch.

Nach einer guten Stunde ging es dann mit Eero, dem Besitzer, zu den Beobachtungshütten. Die Fahrt führte noch tiefer in die Wildnis. Es gibt dort mehrere Hütten. Eine Hütte mit Übersicht über das Gelände und zwei, bei denen man Auge in Auge mit den Tieren sein kann. Wir ließen uns in die „Pro-Hide“ einschließen. Proviant und Stativköpfe wurden uns gestellt. Für das Teleobjektiv hatte ich meinen Gimbalkopf dabei, aber für Spektiv und Zweitkamera waren die zusätzlichen Stativköpfe sehr hilfreich.

 

Buntspecht

Gespannt warteten wir in der Hütte. Um die Zeit zu vertreiben fotografierten wir Spechte und beobachteten, wie sich Möwen und Raben (und auch der Specht) am augelegten Aas gütlich taten. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich ein Poltern und lautes Schnauben neben der Hütte. Natürlich schauten wir beide in die Richtung und da war tatsächlich der erste Vielfraß. Ab jetzt würde alles was noch käme Bonus sein.

Der Vielfraß trieb sich mehrere Minuten sehr geräuschvoll in der Nähe der Hütte herum. Die Biester sind wirklich gewaltig. Sie wirken wir Marder auf Steroiden. Nach einiger Zeit trollte er sich wieder. Dieses Schauspiel wiederholte sich mehrfach in der Nacht. Manchmal kamen sogar zwei Vielfraße gleichzeitig auf die Lichtung. In dieser Nacht schliefen wir abwechselnd, aber länger als zwei Stunden. Das was sich hier abspielte war viel zu aufregend. Am späten Morgen wurden wir dann aus der Hütte abgeholt. Nach einem kurzen Frühstück ging es für ein paar Stunden ins Bett. Als wir am frühen Nachmittag wieder aufstanden gab es eine herzhafte Fischsuppe. Selbst ich, der Fisch nicht unbedingt zu den Lieblingsspeisen zählt, fand die Suppe sehr lecker.

Danach ging es schon zur zweiten Nacht in die Beobachtungshütte. Es hatte sich ein zweiter Besucher eingefunden und so wichen wir auf die obere Aussichtshütte aus. Von hier war die Übersicht über das Gelände zwar besser, aber das Fotografieren schwieriger. Auch hier vertrieben wir uns zunächst die Zeit mit dem Fotografieren von Spechten. Auch beobachteten wir einen Gänsesäger auf dem See beim Fischfang. Der zweite Fisch, den er fing schien aber des Guten zu viel. Ein riesiges Tier, das fast so lang wie der Vogelrumpf war. „Nie und nimmer!“ dachte ich. Derartig herausgefordert kämpfte der Gänsesäger einige Zeit und schließlich würgte er über ein paar Minuten den riesigen Fisch dann doch herunter. Wir hatten den wahren Vielfraß von Lieksa gefunden. Später in der Nacht zeigte sich dann wieder ein Vielfraß, der lustigerweise versuchte, den Gänsesäger zu schnappen, aber dabei nicht ins Wasser wollte. Mitten in der Nacht konnten wir auch noch einen Habichtskauz erspähen. Am frühen Morgen schließlich, trottete ein Fuchs über die Lichtung und später erschienen auch wieder zwei Vielfraße.

Nachdem wir wieder zurück in der Lodge waren machten wir uns in der Sauna frisch und gingen wieder schlafen. Diesmal gab es eine finnische Spezialität, die hier in Deutschland niemand essen würde: Frühjahrslorchel. Ein absolut köstlicher, aber falsch zubereitet, tödlicher Pilz.

Die dritte Nacht verbrachten wir wieder in der „Pro-Hide“. Leider zeigten sich die Vielfraße nur kurz und auch sonst war die Nacht die am wenigsten ergiebige. Nach drei Nächten des Ansitzens war aber auch die Erschöpfung recht groß.

Die Beobachtung der Vielfraße war wirklich ein beeindruckendes Erlebnis. Auf diese Art und Weise geht das sicher nur dort. Wir können den Besuch nur empfehlen. Der Preis erscheint zunächst hoch, ist aber angemessen.

Kiitos Eerolle!

Video vom Vielfraß:

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Video vom Habichtskauz:

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Wer guckt denn da?

Auf unserem Sonntagsspaziergang waren wir mal wieder Vögel beobachten. Zunächst sahen wir nur das Übliche: Enten, Schwäne, Störche und Kormorane. Auch wenn Störche im Winter hier nicht so häufig sind, kann man sie doch regelmäßig antreffen. Zugvogel? Von wegen!

Zwei Papageien, die wir über dem Weg sahen schienen das Highlight des Tages zu sein. Auch diese Alexandersittiche sind hier nicht selten, aber man kann sie nicht oft so aus der Nähe beobachten. Nach einer Stunde drehten wir um und spazierten in Richtung Auto. Verena fiel dann ein rotbrauner Fleck im Schilf auf. Ich hätte das garnicht wahrgenommen. Tatsächlich! Eine Rohrdommel in bester Fotoentfernung. Manchmal haben wir einfach unfassbares Gück und Verena ein unfassbar gutes Auge.

Ostseeumrundung im Zeitraffer – über Schweden an den Polarkreis

Nach einer kurzen Nacht im Grenzgebiet ging es weiter in Richtung Östersund, Schweden.

Ich war die ganze Zeit schon etwas aufgeregt, weil ich von Manfred und aus alten AHO-Berichtsheften Tips zum Finden der seltenen Calypso bulbosa hatte. Die Stimmung hob sich weiter, als wir im Radio über dem Sender Bandit Rock stolperten. Endlich gute Musik im Radio!

Nachdem ich in Norwegen die Speicherkarte schon voll hatte kaufte ich in Östersund eine neue Speicherkarte und wir fuhren weiter zum geschilderten Fundort. Dank Manfreds Beschreibung ließ sich der Ort auch finden. Hier hätten wir alleine mit dem Berichtsheft keine Chance gehabt. Eine Schotterstraße führte uns dann zum Ziel. Von einem kleinen Parkplatz führten schmale Pfade in den alten Wald. Überall war Totholz und Moos auf dem nassen Boden. Bei solchen Biotopen wird mir wehmütig, wenn ich an die deutschen Forstwüsten denke. Kurz bevor sich der Pfad dann im Unterholz verlor entdeckte ich endlich einen rosa Farbklecks am Boden. Calypso! Die Pflanzen sind wirklich winzig, aber dennoch recht leicht zu finden. Obwohl wir reichlich früh im Jahr (22. Mai) da waren, blühten sie. Insgesamt fanden wir sicher 10 blühende und noch mehr knospende und aufblühende Pflanzen. Vermutlich wäre ein paar Tage vorher hier nicht viel zu finden gewesen. Ohne Blüten sind die Pflanzen sehr schwer zu finden. nachdem wir die ersten Blüten fotografiert hatten wollten wir aber nicht weiter in das Biotop eindringen, um nicht noch etwas zu zerstören.

Zufrieden ging es in Richtung Ostsee, wo das südlichste und bekannteste Biotop der Pflanze ist. Dieses Biotop war viel einfacher zu finden. Es gab Hinweisschilder und im Wald einen Rundweg.

Zunächst führt der Pfad durch einen schönen, alten, aber zunächst nicht sehr ergiebigen Wald. Überall blühten Leberblümchen. Schließlich wurde der Wald sumpfiger und der Weg nass. Der Weg war stellenweise durch Seile begrenzt und Schilder wiesen auf die Norne hin. So war die Pflanze dort noch einfacher zu finden.  Erstaunlicherweise waren hier die Pflanzen trotz der Meereshöhe noch ein wenig weiter zurück, Das Biotop schien besser bestückt, was möglicherweise daran lag, dass es zugänglicher war und wir deshalb mehr davon sahen. Auch hier nahm ich wieder viele Bilder mit und mit durchnässten Schuhen und Hose ging es zurück zum Auto.

Wir suchten uns einen Zeltplatz in der Nähe von Sundbron. Am nächsten Morgen besuchten wir den Skuleskogen Nationalpark. Auch dieser Nationalpark schützt einen wunderbaren alten Wald an der Ostsee. Wir entschlossen uns zu einer Wanderung über einen Lehrpfad zum Meer. Über Holzplanken führt der Weg hier durch eine wirklich schöne Landschaft mit schönen Ausblicken. Auch hier wuchsen  wieder viel Farn, Leberblümchen und Moos. Zahllose Maiglöckchen sorgen später im Jahr sicher für eine spektakuläre Blüte. Bevor wir die Bucht erreichten bemerkten wir einen Specht. Verena erkannte ihn sofort als Dreizehenspecht. Ich war über das spontane Erkennen der Art sehr verblüfft. Erst später klärte sie mich darüber auf, dass sie gerade erst den Vogel auf einer Hinweistafel gesehen hatte. Wir genossen dann noch die schöne Bucht. Leider war es etwas frisch und nieselig, also fuhren wir weiter.

Auf der exzellent ausgebauten E4 ging es rasant vorwärts und so hofften wir bis zum Abend bis Rovaniemi im finnischen Lappland zu kommen. In Haparanda überquerten wir die Grenze. Auf der finnischen Seite des Flusses Tornionjoki in Tornio machte uns ein finnischer Autofahrer auf einen platten Reifen aufmerksam. Für heute war hier also Schluss. Wir füllten den Reifen an einer Tankstelle und suchten ein Hotel. Gottseidank war das hier bezahlbarer als in Norwegen. Wir erkundigten uns dort nach einem Reifendienst und gingen noch spazieren. In Tornio stellten wir fest, dass das Hobby der lappländischen Jugend ist, mit Motorrädern und Autos (3ern BMW) mit teilweise aufheulendem Motor um die zwei Blocks der Innenstadt zu fahren. Das Verhalten mutete ob der Größe der Stadt sehr skurril an. Man sah jedes Fahrzeug alle 3 Minuten an sich vorbeifahren. Irgendwie niedlich.

Am nächsten Tag ging es gleich zu einem Reifendienst. Absolut entspannte Menschen wechselten uns den Reifen in 15 Minuten. Vermutlich waren wir über einen Spike gefahren. 160 Euro kosteten die neuen Hinterreifen. Manchmal frage ich mich, wieso man ins Ausland fahren muss, um kompetenten, freundlichen  und schnellen Service zu bekommen. Wir beschlossen trotz der verlorerenen Zeit von dort dennoch nach Norden zu fahren.

In Rovaniemi überquerten wir den Polarkreis und besuchten den Weihnachtsmann. Naja… eigentlich nur sein Dorf. Der Weihnachtsmann war gerade nicht da. Es ist einfach eine riesige Touristenfalle.

Oulankajoki

Über Kemijärvi fuhren wir in Richtung Kuusamo zum wunderschönen Oulanka Nationalpark. Der Park wird seinem Ruf gerecht. Er bietet eine traumhafte Landschaft. Im Park unternahmen wir einen Spaziergang über einen Rundweg. Auch hier gab es Hinweise auf Calypso, die aber erst zwei Wochen später blüht. Andere Orchideen, wie den Frauenschuh kann man hier dann um den Mittsommertag finden. Leider war unser Aufenthalt durch die Reifenpanne deutlich verkürzt und so fuhren wir am gleichen Tag dann weiter nach Süden in Richtung Karelien.

Frohes Neues Jahr!

Allen Freunden, Bekannten und Besuchern wünsche ich ein gutes Jahr 2014.
2013 war für mich trotz der vielen schönen Unternehmungen ein eher schwieriges Jahr. Meine beruflichen Verpflichtungen laugten mich ziemlich aus und es war in dieser Hinsicht beruflich sicher das schwerste Jahr, dass ich bisher hatte. Darunter litten sicher auch meine Kontakte.

Im Gegensatz dazu steht das Fotografische, auch wenn ich beruflich bedingt fast nur ein halbes Jahr dazu kam, die Kamera in die Hand zu nehmen.
Das Orchideenjahr begann wegen des späten, schneereichen Winters sehr spät, dennoch war dieses Jahr wirklich gut. Viele Arten, die im letzten Jahr nur spärlich erschienen, waren dieses Jahr erfreulich zahlreich.

Dadurch gab es erfreulich viele Gelegenheiten für Ausflüge. Am ersten Mai gab es einen tollen Ausflug nach Rheinhessen zu den Holunderknabenkräutern – dieses Jahr zahlreich am Blühen. Ich lernte mehrere Wahnsinnsbiotope in Rheinland-Pfalz kennen und war begeistert von der reichhaltigen Blüte auch in den Wiesbadener Orchideenbiotopen.

Mitten in der Blühsaison starteten wir unsere Tour um die Ostsee. 10.000 km legten wir zurück und 9 Länder besuchten wir dabei. Die Highlights waren hier sicher die irre Blüte in Öland, die norwegische Landschaft, die Vielfraße in der finnischen Wildnis und die ursprüngliche Insel Saaremaa, Estland.

Durch die späte Blüte erwischte ich dann in Deutschland doch noch viele Eindrücke der heimischen Natur. Besonders ist mir hier der Ausflug zur Bienenragwurz im Gedächtnis geblieben. Im Sommer ging es dann mit Joachim in die Alpen. Ich habe selten derartig spektakuläre Blumenwiesen in solch einer Kulisse gesehen.
Ein weiteres Highlight war die Zugspitztour mit Alex und Silvana im August.
Im Oktober unternahm ich mit Verena einen Kurzurlaub nach Rügen. Der Höhepunkt dieser Kurzreise war aber die Beobachtung der Kraniche auf dem Rückweg im brandenburgischen Linum mit Aku und Joe.

Für das nächste Jahr versuche ich, mich von der Arbeit weniger gefangen nehmen zu lassen und wieder mehr mit Freunden zu unternehmen.
Ich freue mich auf viele Naturerlebnisse und Fotogelegenheiten.

Alles Gute für das Jahr 2014,

Martin