Lange hatte ich das schon vorgehabt, doch endlich ergab sich die Gelegenheit, in den Vercors zu reisen. Ich hatte schon viel über die Landschaft und die Natur gehört. Ende April ging es mit den Eltern los. Verena hatte diesmal etwas anderes vor und kam nicht mit.
Zwischenstop in Süddeutschland – Taubergießen
Ophrys sphegodes
Den ersten Zwischenstop legten wir in Süddeutschland ein. Der Taubergießen sollte die Möglichkeit bieten, sich die Beine zu vertreten und auch etwas zu sehen. Tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht: Eine bunte Wiese begrüßte uns: zahlreiche Brandknabenkräuter und Spinnenragwurzen waren dort zu sehen. Nach einem Spaziergang von etwa 2h ging es zurück zum Auto und dem Tagesziel entgegen.
Dijon – mittelalterliches Burgund
Das erste Tagesziel war Dijon. Wir blieben dort einen weiterenTag.
Der alte Reichtum der Stadt ist allgegenwärtig. Fachwerkbauten und bunt gedeckte Dächer, Protzbauten und beeindruckende Kirchen prägen das Bild der alten Hauptstadt des Burgunds. Die Stadt ist wirklich eine Reise wert.
Zwischenstop in Beaune
Eine der schönsten Städte im Burgund ist sicherlich Beaune. Herausragend ist natürlich das Hôtel de Dieu, ein ehemaliges Hospital aus dem 14. Jhd.
Vercors
Der Vercors ist das größte französische Naturschutzgebiet. Er bildet den äußersten westlichen Rand der Alpen. Tiefe Täler durchziehen die beinahe unberührten Kämme. Schroffe Felswände, Wälder, Wiesen, abgelegen von großen Städten liegt diese Perle der Natur im Südosten Frankreichs.
Wir bezogen Quartier in einem Fremdenzimmer in Die, Drôme, einem kleinen Städtchen im Süden der Region.
Viel hatte ich gehört, viel wurde mir vorgeschwärmt – die Erwartungen wurden aber bei weitem übertroffen. Zunächst hieß es, dass ich viel zu früh in der Region sei. Der Frühling beginnt spät so weit oben, wurde mir gesagt. Tatsächlich wäre es wohl 2-3 Wochen später noch vielfältiger gewesen, aber auch so schon war ich von der Pracht der Natur völlig erschlagen.
Am ersten Tag machten wir einen Spaziergang von einem Tal im Süden auf einen Sattel. Überall waren Blumen und Schmetterlinge, auf dem Boden wuselten Eidechsen. Die 10 Leute, die man zu Gesicht bekam verloren sich in der grandiosen Landschaft. Kühle, frische Luft und Ruhe bei diesem Bergpanorama – besser geht es nicht.
Auf den Wiesen standen tausende Narzissen und noch viel mehr Anemonen, dazwischen tiefblau Enzian und Lungenkraut. Weiter oben dann die Matten voller Krokusse und Teppiche von Alpenglöckchen. Erste Holunderknabenkräuter standen hier schon an geschützten Stellen in Blüte. Wie das zur Hauptblütezeit Ende Mai aussehen wird, kann ich mir kaum ausmalen.
Gegen Nachmittag fuhren wir mit dem Auto weiter. Während der Fahrt entdeckte ich vom Auto aus immer wieder Orchideen am Straßenrand. Mehrfach sprangen mir blasse Knabenkräuter ins Auge. Das Mannsknabenkraut und das purpurne Knabenkraut sind sowieso allgegenwärtig. Auch Seltenheiten wie die Spinnenragwurz oder den Ohnsporn sieht man dort vom Auto aus recht häufig.
Am zweiten Tag war das Wetter bescheiden. Dauerregen und kalter Wind den ganzen Tag. Wir beschlossen eine Rundfahrt zu machen und dabei ein Gebiet mit der Drôme-Ragwurz zu besuchen. Im übrigen der einzige Tip, den ich benutzte. Alle anderen Funde waren zufällig. Ich wollte aber unbedingt diese endemische Art sehen und wollte mich deshalb nicht auf den Zufall verlassen. Das Gebiet, das wiederum direkt an der Straße an einer Böschung liegt, fällt schon von weitem durch die vielen Affenknabenkräuter auf. Als wir ausstiegen sahen wir direkt am Straßenrand auch schon violetten Dingel.
Im Gebiet waren dann wirklich viele Drôme-Ragwurzen, Spinnen- und Fliegen-Ragwurzen. Auch Ohnsporn, Affen-, Purpur-, Helmknabenkräuter und alle möglichen Hybriden standen dazwischen. Besonders schön fand ich den Hybriden zwischen Affenknabenkraut und Ohnsporn: Orchis x bergonii. Die Hybride zwischen Fliegen- und Drôme-Ragwurz fand ich auch, aber ich konnte nur ein Bild von der Seite machen, ansonsten hätte ich wohl andere Pflanzen beschädigen müssen. Leider schüttete es wirklich wie aus Eimern, so dass ich nur kurz blieb. Beim Verlassen des Gebiets sprang ich von der Böschung und übersah den Graben und verstauchte mir tüchtig das Kniegelenk. Doofheit muss dann doch bestraft werden 😉
Auf dem Rückweg fuhren wir wieder über einen Pass und dort sahen wir dann einige Massenvorkommen des Holunderknabenkrauts. Übersehen konnte man es auch nicht. Dicht wie in Öland standen dort voll erblühte Pflanzen. Einfach irre! Hinter dem Pass dann die nächste Überraschung: am Straßenrand leuchtete etwas hellgelb auf: ein Provence-Knabenkraut. Genaueres Nachschauen ergab dann, dass nicht nur das Provence-Knabenkraut, sondern auch Mannsknabenkraut und deren Hybriden dort standen. Das war wirklich unerwartet. Hier muss man keine Pflanzen suchen, man muss nur ein bisschen durch die Gegend fahren.
Am letzten Tag machte ich einen Rundweg bei Archiane. Mehr war nicht drin, weil das Knie doch noch ein bisschen zwickte. Keine (besonderen) Orchideen, aber eine überwältigende Bergkulisse in diesem Tal. Wundervoll!
Cluny
Der Rückweg führte uns wieder durch das Burgund. Wir stoppten in Cluny und Berzé. Mit welcher Brutalität die Kirchen in Frankreich nach der Revolution geschleift wurden, wird einem in Cluny richtig bewusst. Von der riesigen Klosterkirche steht nur noch ein Turm des Seitenschiffs. Wie beeindruckend muss diese Kathedrale einst gewesen sein. Unfassbar!
Danach fuhren wir noch in Berzé vorbei, um die Fresken dort anzuschauen. Fotografieren ist dort allerdings streng verboten und der Preis ist ein wenig hoch, aber die Malereien beeindrucken dennoch.
Fontenay
Im Gegensatz zu Cluny hat die Abtei von Fontenay die Revolution beinahe unbeschädigt überstanden – sie wurde zu einer Fabrik umfunktioniert und blieb deshalb unversehrt.