Das Taxi für den Star

Nächster Halt Mönchbruch

Nach der Exkursion am Samstag war am Pfingstmontag morgens zunächst alleine und abends dann noch einmal mit Verena zusammen unterwegs. Bereits morgens habe ich ein neues Vorkommen des Brandknabenkrauts nahe eines mir bereits bekannten Vorkommens entdecken können. Der Hit war aber der Ausflug abends.

Zuerst sahen wir ein Reh und kurz darauf einen Fuchs. Momente später zog eine Herde Damhirsche über die Wiese mit lustig reitenden Staren.

Auf der Runde haben wir dann später noch unerwartet das bleiche Waldvöglein gefunden. Ich wusste davon nichts, auch nicht, ob es dazu schon Meldungen gibt. Jetzt gibt es die auf jeden Fall. Auf der ganzen Runde sahen wir dann auch immer wieder Stare und  andere Vögel.

AHO Kartierung 2015

Cypripedium calceolus – Gelber Frauenschuh

Nachdem sich nur eine Person (mit Freundin) zur Kartierung angemeldet hatte, fürchtete ich, eine komplette Bauchlandung zu erleiden. Wieder einmal fuhr ich also mit niedrigen Erwartungen los. Der Tag wurde aber wirklich schön und harmonisch. Es wurde zwar nur wenig kartiert (kein Wunder bei Mindestbesetzung), aber es wurden immerhin 3 Gebiete in Nordhessen begangen. Das vierte war dann ein Ausflug nach Niedersachsen zu einem Frauenschuhbiotop quasi als Kür. Es war wirklich toll, wieder mal mit interessierten, neuen Leuten unterwegs zu sein. Die Anzahl der Pflanzen war leicht niedriger als letztes Jahr, aber der Zeitpunkt war gut. Mal abgesehen davon, dass an Pfingsten anscheinend niemand Lust zum Kartieren hat, gab es sehr viel zu sehen.

Was aber am meisten Spaß gemacht hat: die Fototour in Niedersachsen. Es ist echt cool, mit jemandem unterwegs zu sein, der richtig gut ist. Leider hatte ich kein Stativ dabei und der Autofokus meines Makros ist immer noch kaputt. Voll manuell sozusagen. Trotzdem konnte ich da eine Menge lernen.

Danke Patrik, das war echt cool!

Waldvöglein

Cephalanthera longifolia – Schwertblättriges Waldvöglein

In einem lichtdurchfluteten Wald in Mittelhessen wächst das schwertblättrige Waldvöglein in reichen Beständen. Eine wahre Pracht, die man von außen so garnicht erwartet. Der Waldrand ist dicht mit Brennesseln und Brombeeren  besetzt, umso schöner und überraschender ist es dann, sobald man den hallenähnlichen Wald betritt und einem die Orchideen entgegenleuchten.

Ein bisschen erinnert die Pflanze an die nah verwandte Phantom-Orchid, die wir im letzten Jahr von Ron in Washington gezeigt bekamen.

 

 

Oh Thüringen! – Exkursion mit der Nordgruppe

Am Wochenende war ich schon wieder unterwegs.
Eigentlich hatte ich nach der anstrengenden Fahrt nach Südfrankreich nur wenig Lust auf 800km Fahrt, aber ich hatte schon zugesagt und wollte dann auch teilnehmen.
Zudem musste Verena  auch noch arbeiten und ich musste alleine los.
Also fuhr ich Samstags los in Richtung Osten, denn es ist erstaunlich oft so: wenn ich mit wenig Lust losfahre, werde ich positiv überrascht und von den Erlebnissen geplättet. Das war auch dieses Mal so!
Auf der Hinfahrt hielt ich an einem Standort des schwertblättrigen Waldvögeleins in Mittelhessen und dann später noch an einem großen Vorkommen der Korallenwurz bei Hünfeld. Wenn man schon vorbeifährt kann man das ja mitnehmen.
Samstag Abends besuchte ich dann noch ein Massenvorkommen des Frauenschuhs bei Rudolstadt. Obwohl erst wenig der Pflanzen blühten war ich überwältigt von der schieren Anzahl der eigentlich so seltenen Orchideen. Einfach nur „Wow!“
Bei gewittrigem Wetter fuhr ich dann weiter nach Jena. Jena liegt landschaftlich bezaubernd im Saaletal und die abendliche Stimmung mit „Alpenglühen“ auf den Muschelkalkklippen und den zerfetzten Wolken über der Stadt war ein wirklich grandioser Anblick. Leider hatte ich bei dem kurzen Ausflug am Abend keine Kamera dabei.

Die geplante Exkursion ging am nächsten Tag bei perfektem Wetter in zwei Gebiete direkt bei Jena.
Zunächst wurden wir durch eine weitläufige Wiesenlandschaft auf einem ehemaligen TÜP geführt. Die Hecken und Büsche sind ein ideales Revier für Singvögel. Leider habe ich von Ornithologie keine Ahnung und so konnte ich zwar noch Feldlerche und Kolkrabe identifizieren, aber Feldschwirl und Pirol hätte ich am Gesang sicher nicht erkannt.
Das eigentliche Ziel waren aber die Halbtrockenrasen oberhalb dieser Landschaft. Nach einiger Zeit stand dann oberhalb des Weges ein erstes Purpurknabenkraut. Die hatte ich dieses Jahr in Frankreich zwar schon zu Hunderten gesehen, aber es ist doch immer wieder schön, so begrüßt zu werden. Nur kurze Zeit später standen wir in einer bunten Wiese voller Orchideen: Bocksriemenzunge, Spinnenragwurz, Fliegenragwurz, Helm- und Purpurknabenkraut und vereinzelt auch das dreizähnige Knabenkraut. Ein kurzer Abstecher in den Wald und wir sahen auch hier den gelben Frauenschuh in schöner Blüte. Wirklich ein beeindruckendes Biotop mit tollen Ausblicken.
Nach der Mittagspause ging es in das Jenaer Vorzeigebiotop im Leutratal. Der Bau des Jagdbergtunnels und die Verlegung der A4 aus dem Leutratal hat dafür gesorgt, dass man die Biotope in Ruhe genießen kann. Zwar sind auch dort viele Menschen unterwegs, aber das ist viel besser als Autolärm. Die Wiesen dort sind wirklich grandios – richtig bunte Blumenwiesen, farblich dominiert von weißen Waldanemonen, gelbem Horn- und Wundklee und dazwischen stehen die rötlichen Orchideen.

Die schiere Menge an seltenen Pflanzen ist wirklich toll. Botanisches Highlight war wohl die Osterluzei. Die Hänge dort waren vom Blühzustand um einiges weiter als auf dem TÜP und die Orchideen blühten in Massen. Am spannendsten für mich war sicher die Korallenwurz im dunklen Wald zum Abschluss, die dort aber wegen Wind, zu wenig Licht und der Größe, extrem schwer zu fotografieren war. Kurz vor 18:00 waren wir dann durch mit der Exkursion und ich fuhr direkt ohne den eigentlich geplanten Zwischenstop zurück.DAS wäre dann wirklich zuviel geworden und hätte den tollen Tag wohl zu anstrengend gemacht.

Die Touren waren exzellent geführt. Kultur, Geschichte, Geologie, Botanik: man merkt, wenn jemand sich viel Mühe macht und Ahnung von der Materie hat – das Ergebnis ist entsprechend. Vielen Dank nochmal an die Müllers für das eindrucksvolle Erlebnis. Danke auch an den AHO-Hessen (Nord) für die Organisation und dass ich noch kurzfristig mitkonnte.

Ich hoffe, dass die Thüringer ihre schöne Natur weiter so erhalten. Ich bin platt.

Fundliste (Orchideen):

Orchis purpurea, Orchis militaris, Orchis x hybrida, Ophrys sphegodes, Ophrys insectifera, Cypripedium calceolus, Neotinea tridentata, Listera ovata, Himantoglossum hircinum, Platanthera chloranta, Corallorhiza trifida, Neottia nidus-avis (alle blühend), Cephalanthera damasonium (knospend)

 

Naturparadies Vercors

Lange hatte ich das schon vorgehabt, doch endlich ergab sich die Gelegenheit, in den Vercors zu reisen. Ich hatte schon viel über die Landschaft und die Natur gehört. Ende April ging es mit den Eltern los. Verena hatte diesmal etwas anderes vor und kam nicht mit.

 

 

Zwischenstop in Süddeutschland – Taubergießen

Ophrys sphegodes

Den ersten Zwischenstop legten wir in Süddeutschland ein. Der Taubergießen sollte die Möglichkeit bieten, sich die Beine zu vertreten und auch etwas zu sehen. Tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht: Eine bunte Wiese begrüßte uns: zahlreiche Brandknabenkräuter und Spinnenragwurzen waren dort zu sehen.  Nach einem Spaziergang von etwa 2h ging es zurück zum Auto und dem Tagesziel entgegen.

 

Dijon – mittelalterliches Burgund

Das erste Tagesziel war Dijon. Wir blieben dort einen weiterenTag.

Der alte Reichtum der Stadt ist allgegenwärtig. Fachwerkbauten und bunt gedeckte Dächer, Protzbauten und beeindruckende Kirchen prägen das Bild der alten Hauptstadt des Burgunds. Die Stadt ist wirklich eine Reise wert.

 

Zwischenstop in Beaune

Eine der schönsten Städte im Burgund ist sicherlich Beaune. Herausragend ist natürlich das Hôtel de Dieu, ein ehemaliges Hospital aus dem 14. Jhd.

 

Vercors

Der Vercors ist das größte französische Naturschutzgebiet. Er bildet den äußersten westlichen Rand der Alpen. Tiefe Täler durchziehen die beinahe unberührten Kämme. Schroffe Felswände, Wälder, Wiesen, abgelegen von großen Städten liegt diese Perle der Natur im Südosten Frankreichs.

Wir bezogen Quartier in einem Fremdenzimmer in Die, Drôme, einem kleinen Städtchen im Süden der Region.

Viel hatte ich gehört, viel wurde mir vorgeschwärmt – die Erwartungen wurden aber bei weitem übertroffen. Zunächst hieß es, dass ich viel zu früh in der Region sei. Der Frühling beginnt spät so weit oben, wurde mir gesagt. Tatsächlich wäre es wohl 2-3 Wochen später noch vielfältiger gewesen, aber auch so schon war ich von der Pracht der Natur völlig erschlagen.

Am ersten Tag machten wir einen Spaziergang von einem Tal im Süden auf einen Sattel. Überall waren Blumen und Schmetterlinge, auf dem Boden wuselten Eidechsen. Die 10 Leute, die man zu Gesicht bekam verloren sich in der grandiosen Landschaft. Kühle, frische Luft und Ruhe  bei diesem Bergpanorama – besser geht es nicht.

Auf den Wiesen standen tausende Narzissen und noch viel mehr Anemonen,  dazwischen tiefblau Enzian und Lungenkraut. Weiter oben dann die Matten voller Krokusse und Teppiche von Alpenglöckchen. Erste Holunderknabenkräuter standen hier schon an geschützten Stellen in Blüte. Wie das zur Hauptblütezeit Ende Mai aussehen wird, kann ich mir kaum ausmalen.

Gegen Nachmittag fuhren wir mit dem Auto weiter. Während der Fahrt entdeckte ich vom Auto aus immer wieder Orchideen am Straßenrand. Mehrfach sprangen mir blasse Knabenkräuter ins Auge. Das Mannsknabenkraut und das purpurne Knabenkraut sind sowieso allgegenwärtig. Auch Seltenheiten wie die Spinnenragwurz oder den Ohnsporn sieht man dort vom Auto aus recht häufig.

Am zweiten Tag war das Wetter bescheiden. Dauerregen und kalter Wind den ganzen Tag. Wir beschlossen eine Rundfahrt zu machen und dabei ein Gebiet mit der Drôme-Ragwurz zu besuchen. Im übrigen der einzige Tip, den ich benutzte. Alle anderen Funde waren zufällig. Ich wollte aber unbedingt diese endemische Art sehen und wollte mich deshalb nicht auf den Zufall verlassen. Das  Gebiet, das wiederum direkt an der Straße an einer Böschung liegt, fällt schon von weitem durch die vielen Affenknabenkräuter auf. Als wir ausstiegen sahen wir direkt am Straßenrand auch schon violetten Dingel.

Im Gebiet waren dann wirklich viele Drôme-Ragwurzen, Spinnen- und Fliegen-Ragwurzen. Auch Ohnsporn, Affen-, Purpur-, Helmknabenkräuter und alle möglichen Hybriden standen dazwischen.  Besonders schön fand ich den Hybriden zwischen Affenknabenkraut und Ohnsporn: Orchis x bergonii. Die Hybride zwischen Fliegen- und Drôme-Ragwurz fand ich auch, aber ich konnte nur ein Bild von der Seite machen, ansonsten hätte ich wohl andere Pflanzen beschädigen müssen. Leider schüttete es wirklich wie aus Eimern, so dass ich nur kurz blieb. Beim Verlassen des Gebiets sprang ich von der Böschung und übersah den Graben und verstauchte mir tüchtig das Kniegelenk. Doofheit muss dann doch bestraft werden 😉

Auf dem Rückweg fuhren wir wieder über einen Pass und dort sahen wir dann einige  Massenvorkommen des Holunderknabenkrauts. Übersehen konnte man es auch nicht. Dicht wie in Öland standen dort voll erblühte Pflanzen. Einfach irre! Hinter dem Pass dann die nächste Überraschung: am Straßenrand leuchtete etwas hellgelb auf: ein Provence-Knabenkraut. Genaueres Nachschauen ergab dann, dass nicht nur das Provence-Knabenkraut, sondern auch Mannsknabenkraut und deren Hybriden dort standen. Das war wirklich unerwartet. Hier muss man keine Pflanzen suchen, man muss nur ein bisschen durch die Gegend fahren.

Am letzten Tag machte ich einen Rundweg bei Archiane. Mehr war nicht drin, weil das Knie doch noch ein bisschen zwickte. Keine (besonderen) Orchideen, aber eine überwältigende Bergkulisse in diesem Tal. Wundervoll!

 

Cluny

Der Rückweg führte uns wieder durch das Burgund. Wir stoppten in Cluny und Berzé. Mit welcher Brutalität die Kirchen in Frankreich nach der Revolution geschleift wurden, wird einem in Cluny richtig bewusst. Von der riesigen Klosterkirche steht nur noch ein Turm des Seitenschiffs. Wie beeindruckend muss diese Kathedrale einst gewesen sein. Unfassbar!

Danach fuhren wir noch in Berzé vorbei, um die Fresken dort anzuschauen. Fotografieren ist dort allerdings streng verboten und der Preis ist ein wenig hoch, aber die Malereien beeindrucken dennoch.

 

Fontenay

Im Gegensatz zu Cluny hat die Abtei von Fontenay die Revolution beinahe unbeschädigt überstanden – sie wurde zu einer Fabrik umfunktioniert und blieb deshalb unversehrt.