Wanzenknabenkraut – Anacamptis coriophora
Dieses Wochenende war es endlich soweit. Eigentlich wollte ich ja mit Manfred zusammen eine Exkursion nach Nordrhein-Westfalen unternehmen, die aber leider geplatzt ist und so konnte ich endlich mal wieder im Juni nach Bayern.
Ich wandelte ein bisschen auf den Spuren der legendären Exkursion unserer Nordgruppe. Der Leiter der Exkursion, Helge Speith, hat viel bei mir ins Rollen gebracht. Leider ist er vor kurzem verstorben und wurde am Samstag beerdigt. Ich musste ständig an die guten Zeiten denken, die wir dort hatten. Ich bin sehr dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte und an der Exkursion teilnehmen konnte.
Freitags kam ich recht spät in meinem Hotel südlich von Augsburg an. Da ich am nächsten Morgen so früh wie möglich ins Biotop wollte, um die Wanzenknabenkräuter bei spannendem Licht zu erwischen, erkundete ich im letzten Licht abends noch vor. Das ist sehr hilfreich, um festzustellen, wo man wohl morgens vom Weg aus am einfachsten fotografieren kann.
Am nächsten Morgen klingelte dann um 4:30 der Wecker, ich rappelte mich auf und schlurfte über eine Zwischenstation in der Dusche dann zum Auto. Als ich losfuhr stand der Nebel spektakulär nur etwa einen Meter hoch über den Feldern. Die Sonne kam dann langsam über den Horizont und tauchte die Landschaft in magisches Licht. Zeit für mich zu genießen und gute Plätze zum Fotografieren zu suchen. Etwa eine halbe Stunde später traf die Sonne dann erst auf die nassen Wiesen und brachte sie zum glitzern und funkeln. Der eigentlich Plan war, sofort die Wanzenknabenkräuter zu fotografieren, aber eine Spinne (das Tier) und ein Zweiblatt lenkten mich erfolgreich ab und boten noch schönere Motive. Danach kümmerte ich mich aber um die Zielart. Zu meiner großen Freude fand ich ein Wanzenknabenkraut, auf dem drei Feuerwanzen hockten, zwei davon bei der Paarung. Da lockt die Pflanze die Tiere mit Pheromonen an, um sie zum Bestäuben zu missbrauchen und dann paaren die sich tatsächlich auf dieser Pflanze. So ist der Betrug der Pflanze nicht aufgegangen, denn die Wanzen trugen keine Pollenpakete der Orchidee, sondern widmeten sich einander. Immerhin haben die Wanzen profitiert und die Pflanze kann sich auch über eine neue Generation Bestäuber freuen.
Nach dem anschließenden Frühstück im Hotel ging es dann auf nach Mittenwald, wo der AHO-Bayern eine Exkursion anbot. So etwas ist ja immer spektakulär und der Austausch ist auch wertvoll. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Exkursion startete am Parkplatz der Kranzbergbahn in Mittenwald. Es ging an Lautersee und Ferchensee vorbei, hinauf zu einer sehr schönen Bergwiese. Ich genoss den Ausflug sehr. Für hessische Verhältnisse wäre die Ausbeute tatsächlich überragend gut gewesen, für die Bayern aber eher normal. So gab es neben den üblichen Verdächtigen, den Gymnadenien und Dactylorhizen dort oben auch Brand-Knabenkraut und sogar Höswurz. Es waren wohl 10 Arten, die wir fanden. Als kleines Highlight fanden wir auf einer Höswurz eine lauernde Krabbenspinne, die sich dort perfekt tarnte. Auf dem Rückweg kehrten wir noch gemütlich ein.
Strohgelbe Fingerwurz – Dactylorhiza ochroleuca
Am späten Nachmittag war ich dann wieder alleine unterwegs. Ich besuchte einige der Biotope von vor 6 Jahren und schließlich endete der Tag mit einem Besuch im Murnauer Moos. Ich hatte eine Stelle als Tip bekommen, wo man schön die Dactylorhiza ochroleuca sehen sollte. Ein sehr schönes Eck, leider auch sehr nass und so watete ich knöcheltief im Wasser, wurde aber mit sehr schönen Eindrücken des Moores belohnt.
Abends fiel ich wie ein Stein ins Bett, wachte morgens auf und suchte den Schlüssel. Ich hatte ihn im abendlichen Tran außen stecken lassen. Aber wir sind ja in Bayern… da passiert nichts.
Am Tag drauf war ich nicht mehr zu viel Erkundung in der Lage und so besuchte ich kurz zwei Biotope und machte mich gegen 12 schon wieder auf den Heimweg.
Ein ganz besonderes Wochenende für mich – in einer eigenartig sentimentalen Stimmung, vollgepackt mit Höhepunkten und Eindrücken. Nochmal Danke auch an die AHO-Bayern! Ihr seid großartig.