Fast rum


Das Orchideenjahr ist jetzt beinahe abgeschlossen in Deutschland. Als besonderes Schmankerl gab es für mich das erste Mal Greuters Stendelwurz (Epipactis greuteri) zu sehen. Erstaunlich, wie gut sich die Pflanzen tatsächlich von anderen Arten dieser Gattung unterscheiden lassen, wenn man sie selbst sieht.

Danke Stephan, dass du mich beim Finden so unterstützt hast.

Als Zugabe gibt es noch ein paar violette Stendelwurzen aus Wiesbaden und dem Rheingau.

Langes Wochenende in Osttirol

Anreise
Freitags fing der Tag für mich bereits um 4 Uhr an, denn ich hatte mich mit Manfred zu einer Osttirol-Orchideentour verabredet. Entsprechend schwer kam ich aus den Federn, um dann zum Zug zu hetzen. Die erste Etappe bestand in der Zugreise nach Nürnberg. Dort angekommen wartete ich dann auf Manfred. Wie geplant ging es dann mit dem Auto weiter in Richtung Chiemsee, wo wir die Massenvorkommen der Sommer-Drehwurz (Spiranthes aestivalis) anschauen wollten. Am Seeufer suchten wir an zwei Stellen nach der seltenen Pflanze: Zunächst an einer nicht ganz so ergiebigen Stelle und dann am Hauptvorkommen. Die Orchideen sind leicht vom Weg aus zu finden und mit etwas Geschick auch von dort fotografierbar.
Vom Chiemsee ging es umgehend weiter in Richtung Süden. Manfred kannte einen Standort einer Gattungshybride zwischen Fingerwurz und Händelwurz. (Dactylodenia – D. fuchsii x G. odoratissima) bei Bozen, der als nächstes auf dem Programm stand. Die Pflanzen waren schon etwas durch, aber im gefährlichen Straßenrandbiotop immer noch gut zu fotografieren. Die Route führte uns dann nach Osten, wo wir einen weiteren Stop bei Toblach einlegten. Wiederum am Straßenrand befindet sich ein Biotop mit Einblatt (Malaxis monophyllos), Kriechendem Netzblatt (Goodyera repens), Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris). Wie beeindruckend, dass so etwas einfach so an der Straße wächst. Leider war wegen des schwindenden Lichts hier nichts mehr schön zu fotografieren. Gegen Abend kamen wir dann im Gasthof Oswalderhof in St. Oswald an. Gutes Zimmer, zu einem passablen Preis mit einer Wahnsinnsaussicht… was will man mehr?

Samstag


Am nächsten Tag stand dann die erste Bergtour an. Mit der Kabinenbahn ging es hinauf zur Alm. Schon bei der Ankunft verschlug es mir gepflegt die Sprache. Uns begrüßte ein einziges Blumenmeer mit Arnika, bärtiger Glockenblume und vielen Orchideen, schiere Unmengen Höswurz (Pseudorchis albida) und Händelwurz (Gymnadenia conopsea) und zwischendrin immer wieder die kleinen Kohlröschen (Nigritella rhellicani). Zwischen den anderen, seltenen Blumen dann immer wieder Hybriden der beiden (Gymnigritella suaveolens). Bald setzte aber schon schlechtes Wetter ein. Es fing an zu nieseln, dann graupelte es immer stärker und schließlich hagelte es. Der Hagel ging dann in starken Regen über. Bereits triefend nass, überlegten wir die Tour abzubrechen und umzukehren, weil die Suche keinen Spaß mehr machte. Die Wende kam, als Manfred 5 wunderschöne Gattungshybriden der Höswurz mit dem schwarzen Kohlröschen (Pseuditella micrantha) fand. Während wir fotografierten und die Pflanzen betrachteten, riss der Himmel auf und die Sonne kam raus. Die Alm dampfte vor Feuchtigkeit und tauchte den Berg in ein magisches Licht. Ab da hatten wir warmes, freundliches, sonniges Wetter. Der Weg führte uns weiter die Alm entlang, bis wir eine helle, gelblich weiße Farbvariante des schwarzen Kohlröschens fanden. Was für ein Glück. Letzter Höhepunkt der Tour war dann der Gipfel mit einem beeindruckenden Alpenpanorama mit Blick auf Großglockner, Großvenediger und etliche Gipfel Südtirols. Der anstrengende Abstieg mit Suche nach Hybriden und Farbvarianten war dann weniger ergiebig, aber irgendwie war ich sowieso echt alle.

Sonntag


Sonntag machten wir eine ruhigere Tour mit Rundfahrt um die Gailtaler Alpen. Zielarten waren kleines Zweiblatt (Listera cordata) und Widerbart. Den Widerbart fanden wir leider nicht, aber immerhin kehrten wir vor Ort beim Alpenhof Wolayersee ein. Den Kuchen dort werde ich so schnell nicht vergessen. Ganz weit vorne! Im Anschluss suchten wir noch erfolgreich eine weitere Art.

Montag


Montags machte ich mich schon auf die Heimfahrt. Über mehrere Ziele brachte mich Manfred nach München, natürlich nicht, ohne einen Umweg über Südtirol zu unternehmen. Erstes Ziel war der Valparola Pass. In einer der schönsten Berglandschaften, die man sich ausdenken kann, genossen wir das gute Wetter und fanden Enzian, Edelweiß, Zwergorchis (Chamorchis alpina), und zweifarbiges Kohlröschen (Nigritella bicolor). Nach einem langen Stop fuhren wir weiter zum Pordoijoch. Auch dort Kohlröschen in großer Anzahl, irrsinnige Mengen Kugelorchis (Traunsteinera globosa) und wieder ohne Ende Händelwurzen. An feuchten Stellen fanden wir noch abblühende Fingerwurzen. Etwas abseits suchten wir kurz nach Nigritella hygrophila, für die es aber wohl zu spät war. Den Abschluss machte dann ein kurzer Stop am Sellajoch, wo wir aber keine Blumen suchten, sondern nur Aussicht genossen.

Danke Dir nochmal für die Zeit, die Unterhaltung und die Fahrerei Manfred. Obergail war’s!