Seit Jahren hatte ich immer schon mal vor, zu den Robben auf Helgoland zu fahren. Irgendwie hielt mich aber die Faulheit davon ab. Helgoland ist von Wiesbaden aus nicht so unbedingt einfach zu erreichen und dazu ist es im Winter da ja auch recht frisch. Überdies hatten wir Gerüchte gehört, dass man die Robben gar nicht mehr beobachten könne, weil die Strände gesperrt seien. Aber alles Ausreden! Am 5. Januar fuhren wir am frühen Nachmittag los. Die Nacht verbrachten wir in Cuxhaven, von wo die Fähre morgens in Richtung Helgoland auslief.
Nach dem Einchecken im Hotel fuhren wir bereits am ersten Tag mit der Dünenfähre zu den Robben. Leicht ernüchtert stellten wir fest, dass die Strände tatsächlich für Besucher gesperrt waren. Im Gespräch mit dem dortigen Ranger bekamen wir zu hören warum: die Mindestabstände zu den Robben seien nicht eingehalten worden, dadurch sei es schon zu Verletzungen gekommen, überdies seien die Robbenbabies mit lauten Rufen und Steinwürfen zum Aufschauen gebracht worden. Ich bin einigermaßen entsetzt und verstört über ein solches Verhalten.
Seit die Strände gesperrt wurden ist die Sterblichkeit der Jungrobben von über 20% auf knapp 2% gesunken. Der Erfolg gibt der Maßnahme sicher recht. Trotzdem kann man nur mit dem Kopf schütteln, dass so etwas nötig ist.
Dass man aber trotzdem Fotos von den Wegen machen kann ist ja irgendwie klar. Auch tut das der Niedlichkeit der Kleinen keinen Abbruch, wenn man leicht von Oben fotografiert.
Tag 2
Am zweiten Tag ließen wir uns durch das Biotop „Helgoländer Düne“ führen. Bei bestem Wetter bekamen wir einen guten Einblick. Zuerst wurden wir über den neu eingerichteten Bohlenweg am Nordstrand geführt, von dem aus man die Tiere gut beobachten kann. Danach ging es durch die Dünen, am Golfteich vorbei zum Südstrand. Dieser war dann sogar wieder geöffnet, denn die großen Tourimassen sind im Januar wohl schon wieder weg und die meisten Robben dann schon abgestillt.
So konnten wir aus respektvollem Abstand die Tiere beobachten.
Auch hier gab es dann direkt wieder Szenen, wo z.B. Bullen aus 10m Entfernung aus dem Liegen fotografiert wurden, bis der Bulle dann irgendwann in Richtung Fotograf robbte. Dies lässt einen dann schon an der Intelligenz der Fotografen zweifeln. Ich will jetzt nicht viel moppern, denn eigentlich war das Naturerlebnis wunderbar und wir haben den Tag sehr genossen.
Tag 3
Der dritte Tag war dann vom Licht her der Höhepunkt. Kein garstiger Sonnenschein, sondern schön sanftes Licht – fast schon isländische Stimmung. Wir begaben uns sofort zum Südstrand und blieben für Stunden dort und beobachteten die Tiere.
Zu meinen Fotos: die Bilder sind alle mit dem 300mm f/2.8 entstanden, teilweise sind es extreme Ausschnittsvergrößerungen, denn ich habe mich soweit möglich an die 30m Abstand gehalten. Am Zugang zum Südstrand lagen die Robben direkt am Weg und dort habe ich dann auch Fotos aus größerer Nähe gemacht.
Oh! Eins will ich nicht vergessen: Helgoland bietet durchaus auch abseits der Robben einiges. In der Nebensaison ist es sehr ruhig auf der Insel. Man kann sich bei Strand- oder Klippenspaziergängen wunderbar erholen. Die Insel ist also absolut die Reise wert.