Februar im Doñana Nationalpark

Mitte Februar hatten wir einen kurzen Urlaub geplant. Ursprünglich wollten wir weiter weg, aber aus Kostengründen klappte das nicht und so schlug Verena Südspanien vor. Das war dann alles andere als eine Notlösung, sondern eine ganz wunderbare Idee.

Der Doñana Nationalpark ist eine sehr ursprüngliche Gegend in der Mündungsregion des Guadalquivir. Er beinhaltet Wälder, offene Gebiete, Marschland, Feuchtgebiete, Dünen und einen schier endlosen Strand. Die biologische Vielfalt des Parks ist momentan durch die anhaltende Dürre stark gefährdet. Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist der Park 2022 komplett ausgetrocknet. Das ist natürlich in erster Linie wegen des Niederschlagsmangels und der Hitze passiert, zu einem guten Teil ist aber auch durch die Landwirtschaft schuld. Für Erdbeeren werden große Mengen Grundwasser entnommen und der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter.

El Rocio

Unsere Unterkunft lag im Ort El Rocio. El Rocio ist ein bekannter Wallfahrtsort. Typisch für Andalusien sind die Häuser alle weiß. Die Straßen sind alle unbefestigt, da hier das Pferd die Hauptrolle spielt und so ergibt sich ein ganz besonderer Charme.

Natürlich erkundeten wir am ersten Tag die Stadt und waren da schon begeistert über die absurde Menge von Wasservögeln, die sich direkt an der Uferpromenade im Süden des Orts aufhielten. Löffler, Kiebitze, Kuhreiher, Flamingos, Ibisse, Purpurhühner… alles in geringster Entfernung und großer Anzahl. Alles vor der Kulisse der prächtigen Wallfahrtskirche.

Im Park

Der Park ist größtenteils nur mit geführten Touren zugänglich. Die erste Tour ging durch den Nordteil. Unser Guide, Fran, zeigte uns die Vielfalt des Waldes mit seinen Korkeichen, Pinien und Olivenbäumen. Ein Ziel war natürlich der Pardelluchs. Wir bekamen leider nur Hinterlassenschaften des Luchses zu sehen. Der Luchs ist dort abhängig von Kaninchen. Sehr selten schlägt er größeres Wild. Deshalb wird dem Schutz der Kaninchen auch eine große Bedeutung beigemessen.
Wir bekamen statt der Luchse aber Wildschweine, Hirsche, Rothühner, Kaninchen, Geier, Adler und sogar den Ichneumon zu sehen. Höhepunkt für uns war dann auf dem Rückweg allerdings zwei Häherkuckucke, die auf uns zuflogen und direkt vor uns an der Straße landeten.
Das war wirklich eine großartige Tour. Wir hatten unseren Spaß. Lediglich das Tourfahrzeug war nicht optimal. Man konnte hinten leider nicht das Fenster öffnen und so musste man jedesmal die Schiebetür öffnen.

Die zweite Tour am nächsten Tag führte uns in den Süden des Nationalparks. Rosa steuerte souverän den Landrover über den Strand, die Dünen und die wilden Pisten durch den Park. Landschaftlich ist der Südteil spannender. Bei Flut fuhren wir den Strand von der traurigen Bettenburg Matalascañas aus nach Süden. Schon nach kurzer Zeit ist man dort völlig allein. Man kann die Seevögel beobachten, die emsig am Strand entlang laufen, der Brandung lauschen. Wunderbar!
Nach etwa 10km fuhren wir dann in die Dünen. Nach sehr kurzer Zeit sahen wir mehrere Rothirsche direkt an der Piste stehen. Bei bestem Licht in dieser tollen Kulisse. Jetzt hätte man fast schon abbrechen können, aber wir waren erst am Anfang. Rosa führte uns weiter durch die Dünen, zeigte uns, wie die Landschaft sich zum Landesinneren hin verändert, bis wir schließlich durch einen Wald zu den Marschen kamen . Dort wurde uns dann bewusst, wie sehr dieses Gebiet in Gefahr ist. Die Marschen waren trocken. Hier müssten im Februar mindestens 50cm Wasser stehen. Statt tausender Wasservögel standen nur ein paar Hirsche in der Ebene.
Wir machten länger Pause an der Mündung des Guadalquivir.
Der Rückweg ging dann am Strand entlang bei ablaufendem Wasser wieder zurück. Dabei fuhr Rosa sehr nah am Wasser entlang. Mich berührte sehr, als uns Rosa im Vorbeifahren auf ein Boot am Strand aufmerksam machte, das wohl von Flüchtlingen zurückgelassen wurde. Ich hoffe, dass die Menschen in Sicherheit sind und ihr Glück finden.
Neben den Touren haben wir natürlich auch viele Spaziergänge in den Park gemacht. Allerdings ist das ohne Führung nicht das gleiche. Trotzdem haben wir viel gesehen und die Spaziergänge auch sehr genossen. Wir haben sogar extra noch einen Tag in El Rocio drangehängt.

Marismas del Odiel

Rosa gab uns den Tip, für Vogelfotografie den Naturpark Marismas del Odiel westlich von Huelva zu besuchen. Das haben wir dann am nächsten Tag auch gemacht. Das Gebiet besteht aus einem großen Marschland hinter einem schmalen Streifen Strand. Einfach ein krasses Gebiet mit Watvögeln ohne Ende. Kurz besuchten wir den Strand, die meiste Zeit verbrachten wir aber beim Beobachten der Vögel in den Marschen.

Sierra de Grazalema

Vor dem Rückflug hatten wir aber noch etwas Zeit und so nahmen wir uns vor die Sierra de Grazalema zu besuchen. Dort hatten ich die Hoffnung, blühende Orchideen zu finden. Wir wussten allerdings nicht, wo man suchen müsste. Nach kurzer Recherche fanden wir ein mögliches Ziel, den Dolmen del Gigante. Auf der Anfahrt sahen wir Unmengen von Ophrys fusca und viele Barlia robertiana. Irgendwie ist das im Süden immer einfach. Der Dolmen ist auch sehr sehenswert.
Wir haben die Nacht in Zahara de la Sierra verbracht einem weiteren dieser schönen andalusischen Dörfer. Ich glaube, ich habe noch nie so gut und so billig übernachtet. Verrückt preiswert einfach nur!
Den letzten Tag wollten wir eigentlich wieder Orchideen suchen. Leider war es sehr stürmisch. Zu stürmisch zum Fotografieren und Spazieren. So hatte Verena die Idee, die Steinzeithöhle Cueva de la Pileta zu besuchen. Eigentlich geht der Besuch nur nach Voranmeldung. Wir beschlossen trotzdem hinzufahren. Und tatsächlich wir sollten um 16:00 zur Tour erscheinen, weil alle früheren Touren voll seien. Wir waren dann die einzigen in der Nachmittagstour. Was soll man sagen: Privattour durch diese Höhle, 30000 Jahre alte Gemälde, Tropfsteine, Fledermäuse und eine wirklich tolle Führung. Ein echter Höhepunkt zum Ende des Urlaubs.