USA ’24 2/6: Von Illinois nach Florida

Da wir reichlich nach Norden abgeschweift waren, war sämtliche Planung hinfällig und unsere Route hatte sich deutlich verlängert. Das eigentliche Ziel wäre New Orleans gewesen, das war aber jetzt durch den Umweg zeitlich nicht mehr möglich und darum fuhren wir in Richtung Mammoth Cave in Kentucky. Dieses Ziel war ursprünglich ganz am Ende des Roadtrips geplant.

Die Mammoth Cave ist die weitläufigste Höhle der Welt und man kann dort im Nationalpark auch sonst viel unternehmen, allerdings war das Wetter wirklich schlecht und so blieb es für uns bei einem Besuch der Höhle. Wir buchten zwei unterschiedliche Führungen in der Höhle. Verena wollte die Frozen Niagara Tour machen und ich wollte die Historic Tour machen.

Auf der Historic Tour bekommt man die Dimensionen der Höhle nähergebracht, man steigt viele Treppen und passiert eine recht klaustrophobische Stelle, die sogenannte „fat man’s misery“, bei der man etwa 50m seitwärts durch einen engen Tunnel geht.

Verena bekam im Gegensatz zu mir Tropfsteine und Höhlenbewohner (Cavecrickets und Salamander) zu sehen.

Nach dem Tag im Mammoth Cave Nationalpark, fuhren wir weiter in Richtung Südosten. Bis spät abends fuhren wir durch eine Mittelgebirgslandschaft, die mich an Deutschland erinnerte. Wir bezogen unser Quartier nördlich von Birmingham, Alabama.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter. Wir machten zwei Stopps in Georgia. Beim ersten wollten wir Schlauchpflanzen betrachten. Es war unendlich kompliziert, ein Permit für das Gebiet im Internet zu buchen. Letztendlich konnten wir nur für das ganze Jahr buchen und das war dann tatsächlich ein bisschen zu teuer für den kurzen Besuch. Aber der Name „Doerun Pitcherplant Bog“ war einfach sehr verführerisch. Etwas frustriert fuhren wir weiter und beschlossen einen zweiten Stopp am Reed Bingham State Park einzulegen. Das war viel einfacher und gleichzeitig auch ergiebiger.
Das Etappenziel lag allerdings in Crystal Springs Florida, einem wirklich schönen, ruhigen Ort im Norden Floridas, der für seine Manatees, die von den Einwohnern liebevoll „Floaty Potatoes“ genannt werden, bekannt ist. Damit hatten wir zumindest für die Hinreise unsere 20 Stunden Extratour wieder eingeholt. Leider gab es am nächsten Morgen ein Unwetter, so dass unsere gebuchte Bootstour wortwörtlich ins Wasser fiel.
Wir versuchten unser Glück danach noch am Manatee Viewing Center in Tampa an einem Kraftwerk. Wir sahen dort auch Seekühe, aber das Unwetter und das dadurch unruhige Wasser verhinderte gute Sichtungen und gute Fotos. Dennoch freuten wir uns sehr über unsere ersten Kartoffeln.

Polarlichter!


Ich bin ja ein totaler Fan von Polarlichtern und wenn es Sonnenstürme gab, bin ich auch hier in Deutschland schon oft nachts raus und unverrichteter Dinge wieder heim… ohne brauchbare Fotos, ohne etwas zu sehen. Dreimal waren wir in Island, um die Polarlichter zu sehen. Das war auch erfolgreich, fixte aber natürlich immer mehr an.
Gerade jetzt zum solaren Maximum habe ich die Sonnenaktivität täglich verfolgt und es stieg immer die Vorfreude, wenn ein vielversprechender Sonnenfleck erschien. Diese Woche war dann aber anders. Ein riesiges Sonnenfleckengebiet drehte sich in unsere Richtung und produzierte Ausbruch um Ausbruch. Die Vorhersage für Freitag war, dass das Plasma von mehreren Ausbrüchen gleichzeitig ankommen würde und einen magnetischen Sturm und Polarlichter erzeugen könnte. Dass es dann der stärkste der letzten 20 Jahre werden würde, war einerseits beunruhigend und andererseits einfach wahnsinnig schön. Gleichzeitig war auch gutes Wetter vorhergesagt.

Ich fuhr zu Beginn der Dämmerung auf den großen Feldberg im Taunus, um die Polarlichter möglichst gut zu sehen. Schon bei der Parkplatzsuche merkte ich, dass es wohl sehr voll werden würde. Tatsächlich waren schon viele Leute dort und es wurden immer mehr. Aber ich hatte Glück und bekam einen sehr guten Platz.

Also baute ich die Kamera auf und machte ein paar Testbilder vom Sonnenuntergang. Kurz bevor das Sonnenlicht verschwunden war, erschienen auch schon die ersten Polarlichter auf der Kamera. Es war also noch hell und die Lichter waren schon zu sehen. Wahnsinn! Mit zunehmender Dunkelheit intensivierten sich die Farben. Hier war hauptsächlich rot/magenta zu sehen. Die roten Polarlichter waren auch gut mit bloßem Auge zu sehen. Nachdem die Aktivität um 23:00 etwas abflaute, beschloss ich den vollen Feldberg zu verlassen, weil mir das etwas unangenehm war und nach Bad Schwalbach zu fahren. Etwa um halb 1 war ich dort und was ich an Lightshow dort geboten bekam, war schlicht irre. Blaue, grüne, rote Strahlen im Norden, Osten, Westen, Süden, über mir, überall. Was für ein absoluter Wahnsinn. Aber nach einer halben Stunde konnte ich vor Müdigkeit nicht mehr und machte mich heim.
Tatsächlich habe ich so schöne Polarlichter nicht mal in Island gesehen. Ich bin einfach nur glücklich gerade!

USA ’24 1/6: Von Texas an den Mississippi, die Sonnenfinsternis

Lange haben wir überlegt, ob wir zur Sonnenfinsternis in die USA fahren sollten. Den Ausschlag gab dann tatsächlich die Tatsache, dass wir extrem billige Flugtickets bekamen. Wir haben nie zuvor so billige Tickets für einen Flug in die USA gekauft. Also ging die Planung los und es war klar, dass wir im Süden von Texas schauen wollten. Hier wären historisch die besten Bedingungen in den USA für einen klaren Himmel gewesen.

Der Flug und die Einreise waren so problemlos wie nie. Wir holten den Mietwagen ab und bekamen einen sehr neuen Wagen. Gefühlt ein riesiger SUV, aber für texanische Verhältnisse eher durchschnittlich.So ging es gut gelaunt in Richtung Texas Hill Country, wo wir bis zur Sonnenfinsternis bleiben wollten.

Hill Country

Das Hill Country ist eine sehr schöne hügelige Karstlandschaft in der Mitte und im Süden des Bundesstaats, westlich von San Antonio. Bekannt ist die Landschaft für die Wildblumen, die vielen Zugvögel und nicht zuletzt für die deutschen Siedlungen. Teilweise wird in Städten wie New Braunfels und Fredericksburg noch deutsch, das sogenannte Texas German gesprochen. Unser Zeltplatz lag süd-westlich von Fredericksburg auf einer Viehweide und man konnte bis auf den Preis nichts negatives finden. Von dort aus unternahmen wir zahlreiche Ausflüge ins weitere Umland. Vor allem die State Parks im Hill Country sind einen Besuch wert, auch wenn sie teilweise wegen der vielen Sonnenfinsternistouristen sehr voll waren.

Immer wieder benutzte ich die Wetter-App, um die Wolkenabdeckung und die Vorhersage für die Sonnenfinsternis zu prüfen. Leider war die Vorhersage für den ganzen Süden der USA sehr schlecht. Es gab sogar Unwetter- und Tornadowarnungen für Texas. Sonntag Mittags schließlich fassten wir den Entschluss, dass wir doch anderswo hinfahren müssten, um die Finsternis gut zu sehen und außerdem wäre Zelten bei Unwetter sicher auch kein Spaß. Die Wahl fiel dann auf Missouri, was etwa 1000 Meilen Fahrt und eine total hinfällige Planung der weiteren Reise bedeutete. Trotzdem fuhren wir los und nach schier endloser Anreise mit einer kurzen Übernachtung in Memphis, erreichten wir Cape Girardeau am Mississippi.

Cape Girardeau

Wir kamen am späten Vormittag in Cape Girardeau an und bekamen den vorletzten freien, kostenlosen Parkplatz im ganzen Ort. Cape Girardeau ist eine sehr schöne Kleinstadt, die sich durch dieses Ereignis wie aus einem Schlaf geweckt anfühlte. Wir schauten zuerst, ob wir die Finsternis am Mississippi schauen wollten, wählten schließlich aber den Hang vor dem Rathaus, wo schon viele Leute ihre Decken ausgebreitet hatten. Es herrschte eine sehr gelöste, sehr angenehme Stimmung.

Totalität

Bis zum Beginn der Finsternis unterhielten wir uns mit einer Familie, die neben uns saß und so war die Wartezeit sehr kurzweilig. Die Bedingungen waren recht gut, es gab nur leichte, hohe Federwolken. Die Finsternis war dadurch sehr schön zu sehen. Leider befand sich die Sonne fast im Zenit, so dass gute Fotos sehr schwierig waren, aber es war wie immer ein beeindruckendes Erlebnis. Leider ging die Totalität viel zu schnell um und die 4 Minuten fühlten sich für mich wie Sekunden an.

Derart von unserer eigentlicher Route abgekommen, suchten wir eine bezahlbare Unterkunft und wurden etwas abseits in Marion, Illinois fündig.