Nach der schönen Zeit an der Atlantikküste, war es an der Zeit den Rückweg anzutreten. Bei der Planung hatten wir gesehen, dass ziemlich genau zwischen Myrtle Beach und den Great Smoky Mountains ein Nationalpark namens Congaree Nationalpark liegt. Von diesem Park hatten wir zwar nie gehört, beschlossen aber, dennoch dort zwischen zu stoppen.
Congaree Nationalpark
Der Park beherbergt den letzten großen Hartholzbestand der südöstlichen Vereinigten Staaten. Der Nationalpark ist ein wahres Kleinod. Wir unternahmen einen Spaziergang auf dem Boardwalk Loop Trail. Der Trail führt durch den Auwald und uns hat dieser urige Wald direkt verzaubert. Schon nach kurzer Zeit wiesen uns andere Leute, die unsere Objektive sahen auf eine Eule hin, die unweit des Wegs jagte. Es handelte sich um einen Streifenkauz, die Barred Owl. Natürlich fotografierten wir die Eule ausgiebig. Etwas später am Weg sahen wir ein zweites Exemplar. Wir waren natürlich hin und weg. Außerdem sahen wir vom Bohlenweg noch eine Schnappschildkröte, eine Tropfenschildkröte und Eidechsen mit rotem Kopf (broadhead skink). Besonders zog uns aber die merkwürdige Wuchsform der Bäume, mit den aus der Erde ragenden Luftwurzeln in den Bann.
Great Smoky Mountains Nationalpark
Am späten Nachmittag kamen wir in Cherokee im Hotel an. Wir unternahmen nach dem Einchecken noch eine kurze Ausfahrt zum Sonnenuntergang auf die Passhöhe in den Great Smoky Mountains Nationalpark an der Grenze zu Tennessee. Der Ausblick erinnerte stark an die Appalachen in Vermont. Die südlichen Appalachen stehen den nördlichen also kaum nach.
Früh am nächsten Morgen machten wir uns schon wieder auf den Weg in den Nationalpark. Wir erkundigten uns bei den Rangern im östlichen Besucherzentrum (Oconaluftee Visitor Center), wo man denn am besten Blumen und insbesondere Orchideen zu finden seien. Uns wurden zwar freundlich Wanderwege empfohlen, zu Orchideen wurden aber hier keine konkreten Tipps gegeben. Wir wanderten ein paar Kilometer auf dem Kephart Prong Trail. Das Wetter war regnerisch, aber trotzdem genoss ich den Weg durch den Mittelgebirgswald sehr und tatsächlich, schon nach ein paar hundert Metern fanden wir die ersten Orchideen. Es handelte sich hier um „Showy Orchids“ (Galearis spectabilis). Entgegen des Namens waren sie für mich auf den ersten Blick eher unscheinbar. Die Schönheit offenbarte sich erst bei genauerem Betrachten. Überhaupt konnte man eine Fülle an Blütenpflanzen bewundern. Nicht die Farbenpracht wie in Texas, aber die Vielfalt erfreute mich. Die Showy Orchid wurde von da an unser ständiger Begleiter und wir fanden sie fast überall im Park.
Nach dem Spaziergang fuhren wir in Richtung westliches Besucherzentrum, auch weil es angeblich ja noch mehrere Frauenschuharten im Park geben sollte, von denen wir aber überhaupt keine Ahnung hatten, wo wir suchen sollten.
Im westlichen Besucherzentrum, dem Sugarlands Visitor Center fragte ich konkret, wo man denn Frauenschuh finden könne und mir wurde nur gesagt, dass das niemand verraten würde, weil es ein großes Problem mit Ausgrabungen und mit Beschädigungen der Pflanzen gäbe und der Bestand extrem zurückgegangen wäre. Aber für schöne Blumenwanderungen könnte man ja in den Westen des Parks fahren. Leicht frustriert stiegen wir ins Auto und machten uns auf den Weg.
Plötzlich rief Verena aus: „Halt an! Frauenschuh!“. Ich fragte sie: „Welche Farbe?“, woraufhin sie sagte „Gelb!“. Ich dachte bei mir, dass sie bestimmt gelbes Trillium, die dort sehr häufigen Waldlilien gesehen haben müsste, hielt aber an und ging mit ihr an der Straße zurück und tatsächlich: dort stand ein Horst gelber Frauenschuh, Cypripedium pubescens. Ich konnte unser Glück nicht fassen. Während ich dort fotografierte, hielt ein Auto und ein Pärchen kam auf uns zu. Auch die zwei waren überglücklich und fotografierten den gelben Frauenschuh und wir kamen ein bisschen ins Gespräch bis die Frau uns fragte, ob wir denn schon den rosa Frauenschuh gesehen hätten. Hatten wir nicht und so fragte ich direkt, wo man den denn finden könne und wir bekamen den Hinweis auf Whiteoak Sinks. Das wäre ein paar Meilen die Straße hoch, aber leider nicht auf google maps und auch nicht auf den Karten des Nationalparks verzeichnet, man würde es aber an einem großen Parkplatz finden können.
Überglücklich und voller Erwartungen fuhren wir die Straße entlang und es kam kein Parkplatz und wir fingen an zu zweifeln, ob das alles so stimmte. Nach geraumer Zeit, in der wir uns damit abfanden, dass wir uns verfahren haben, kamen wir dann doch an einen Parkplatz an, der aber sehr voll war. Wir sahen einen Mann, der sich dort die Wanderschuhe schnürte und ich beschloss zu fragen, ob es noch weit zu Whiteoak Sinks wäre und wie wir dort hinkommen sollen. Er antwortete lapidar: „This IS the trailhead to Whiteoak Sinks“. Die Zufälle dieser Tour waren wirklich nur noch bekloppt. Wir wanderten den Weg hinauf und schließlich nach einer guten Stunde standen wir endlich vor unseren zwei rosa Frauenschuhen (Cypripedium acaule).
An nur einem Tag alle drei Orchideenarten zu sehen, die ich mir dort erwünscht hatte, ist schon unverschämtes Glück. Dazu die grandiose Natur mit den vielen anderen Wildblumen – es geht einfach kaum besser.