Saure Gurken Zeit

Es ist Hochsommer, die Natur ächzt unter den letzten heißen Tagen. Diese Zeit ist für mich fotografisch die am wenigsten spannende. Tagsüber ist fotografieren nahezu unmöglich, abends wird man von Stechmücken aufgefressen und morgens… ja, morgens geht zwar immer, aber man muss eben so früh raus.

In diesem Jahr blüht die Herbst-Drehwurz, die hier normalerweise erst Anfang September zur Hochblüte gelangt schon mitten im August. Leider gab es diesmal nur wenig Morgentau bei meinem frühen Ausflug, aber dafür reichlich Exemplare.

Auch die Stoppelfelder mit den Hasen sind jetzt ein schönes Ziel, aber gerade in der Vogelwelt ist momentan alles ruhig. Sommerloch eben.

Kurztrip nach Österreich

Sehr kurzfristig hatte ich die Idee, ein langes Wochenende nach Österreich zu fahren. Ein bisschen auf den Spuren der Tour von 2013 mit Joachim besuchte ich den Trenchtling.

Donnerstags fuhr ich von Wiesbaden aus ins Chiemgau. Dort traf ich mich abends mit berni und wir unternahmen einen Spaziergang am Chiemsee. Kurz vor einem Regenschutt konnten wir in schönem Licht noch Fotos der Sommer-Drehwurz machen.

Der nächste Tag begann für mich mit einem kurzen Spaziergang an der Kampenwand, den ich aber wieder wegen Regens und Wind abbrach. Im strömenden Regen und Gewitter fuhr ich die Strecke vom Chiemgau bis Leoben, wo ich ein sehr günstiges Hotel gebucht hatte. Komplett gerädert von der anstrengenden Fahrt fiel ich ins Bett. Am nächsten Morgen stand ich schon um 4 Uhr auf, um dem Wetter ein Schnippchen zu schlagen. Vor 6 Uhr war ich schon am Wanderparkplatz am Gasthaus zum Hiaslegg. Toll, dass dort jetzt ein richtiger Parkplatz ist. Das Tagesticket kostet 4€ ist also nicht der Rede wert. Ich war bei gutem Wetter in Leoben losgefahren, aber hier oben regnete es stark. Ich beschloss trotzdem loszugehen und wenn das Wetter so bliebe, eben nicht oben in die exponierten Almwiesen aufzusteigen.
Auf halbem Weg allerdings hörte der Regen auf und schließlich kam sogar die Sonne raus. Gegen 8 Uhr war ich bereits auf dem Edelweißboden angekommen. Himmlische Ruhe in einem wahren Blütenmeer. Sogar zwei Gämsen sah ich vor mir am Weg. Leider war von den Kohlröschen zunächst nichts mehr zu sehen. Nach ein bisschen Nachsuche mit dem Teleobjektiv sah ich allerdings abgeblühte Nigritella minor. Tja… jetzt habe ich sie knospend und abgeblüht gesehen. Ich glaube, ich muss nochmal 10 Tage früher hin. Irgendwie dachte ich, ich müsse wenigstens ein paar Edelweiß fotografieren und beim Fotografieren entdeckte ich durch Zufall ohne Ende Chamorchis. Das war die Sahne auf dem Erlebnis.
Ich ging aber, anders als damals mit Joachim den Berg weiter hoch und fand auch rote Kohlröschen, aber ich bin einfach ein bisschen zu doof, die zu bestimmen. Auf dem Rückweg fand ich auch noch schwarze. Ich vermute sowohl N. austriaca als auch rhellicani, aber das ist mir irgendwie nicht mehr so wichtig. Die Prachtexemplare machten mich einfach nur glücklich.
Gegen 9:30 riss mich ein nerviges Surren aus meinen Tagträumen… tatsächlich: jemand flog eine Drohne. Ich kann gar nicht sagen, wie störend das ist, wenn man gerade so die Ruhe und die Berge genießt und dann von einer Drohne angeflogen wird. Leute… fliegt die doch irgendwo, wo es nicht stört. Klar, ich weiß… die Bilder sind so toll für Insta und so. Mir war es aber zu viel und ich brach zum Rückweg auf. Mittlerweile zog sich das Wetter auch wieder zu und tatsächlich kamen mir dann auch die ersten Wanderer entgegen.
Zurück am Parkplatz stärkte ich mich in der Wirtschaft und fuhr dann runter zum grünen See. Zu meinem großen Entsetzen ist der See leider gekippt. Statt türkis erstrahlt er in algengrün. Wie schade! Wundert aber nicht, wenn Kinder große Steine ins Wasser werfen und die Hunde durch den See rennen. Immerhin fand ich an den Wegen viele Goodyera repens. Dieses Jahr auch eine Premiere für mich.

Am nächsten Tag fuhr ich schon zurück nach München, wo ich mich erneut mit berni traf. Er hat in der Nähe seiner Wohnung einen Unkenspot, den wir besuchten. Tatsächlich fanden wir auch reichlich Unken. Nach einer ausgiebigen Fotosession und einem grandiosen Abendessen beschlossen wir, noch einen Wechselkrötenspot zu besuchen. Als wir ankamen, war außer Quappen nichts zu sehen. Etwas frustriert klapperten wir noch weitere Pfützen ab – überall Fehlanzeige. Da es dunkel wurde, drehten wir um und kamen wieder am ersten Spot an und dort war dann die Hölle los. Die Pfützen wimmelten förmlich und die Kröten quakten in einer unverschämten Lautstärke. Sie ließen sich auch nicht von uns stören. Natürlich war das Licht schon reichlich knapp, aber trotzdem konnten wir noch ein paar Fotos machen.

Montags ging es dann nach einen kurzen Umweg zur Pupplinger Au zurück nach Wiesbaden.

USA ’24 6/6 Rückweg

Von Tennessee fuhren wir weiter in Richtung Südwesten. Die Idee war, auf jeden Fall noch Atlanta hinter uns zu lassen, um den Berufsverkehr am Morgen zu vermeiden. Wir suchten uns in der Nähe des Flughafens dann ein Motel und fielen total erschöpft in die Kissen.

Alabama

Am nächsten Morgen ging es weiter nach Alabama. Wir wollten einen kurzen Stopp an einem Strandauf Dauphin Island an der Küste des Golfs von Mexiko einlegen. Das gestaltete sich allerdings sehr schwierig. Wir hatten massive Probleme die App zum Buchen des Parkplatzes zu installieren. Die App war geogeblockt und weder Kreditkarte noch Cash wurde am Parkplatz akzeptiert. Wir haben dann mithilfe eines VPN die App installieren können, dort wurde dann aber wiederum unsere Kreditkarte nicht akzeptiert. Wir dachten, dass dort nur Touristen aus den USA erwünscht, aber die Dame, die den Parkplatz bewachte, machte den Besuch dann doch möglich. Wir bekamen hier die typische Südstaatenfreundlichkeit zu spüren und waren sehr dankbar und glücklich. Der Strand war tatsächlich sehr schön und es tat sehr gut, sich dort die Beine zu vertreten.

Noch am gleichen Tag ging es aber weiter. Durch Mississippi ging es in Richtung Westen. Leider hielten wir nicht länger in Mississippi und ich vermute, wir taten dem Bundesstaat unrecht. Vom Auto aus sah ich am Straßenrand öfter Schlauchpflanzen, aber leider konnten wir dort nicht anhalten.

New Orleans

Abends kamen wir in New Orleans an. Wir unternahmen einen Spaziergang durch das French Quarter. Die Kamera nahm ich nicht mit, sondern machte nur Fotos mit dem iphone. New Orleans hat hier einen ganz eigenen Charme. Wir sind ja eigentlich nicht mehr so die Fans von Städtetouren, aber New Orleans fanden wir beide sehr sehenswert.
Am nächsten Tag besuchten wir den Friedhof „St. Louis Cemetery #1“, Congo Square und Louis Armstrong Park.

Rockport, Texas

Am frühen Nachmittag ging es schon weiter und wir kamen spät am Abend dann in Rockport an, wo wir noch einmal Vögel beobachten wollten. Ich hatte von dem Ort einmal in Jeff’s Livestreams gehört. Gustavo hatte das im Zusammenhang mit Kolibris erwähnt und nach einiger Recherche wurde uns bewusst, dass es dort sehr viel mehr geben müsste. Bevor wir ins Bett gingen, packten wir noch die Campingsachen zusammen – wir würden sie für diesen Urlaub nicht mehr brauchen. Am nächsten Morgen ging es zum Rockport Beach, wo wir Vögel beobachteten und wir wurden nicht enttäuscht. Zu unserer großen Freude sahen wir diesmal auch Löffler und sogar Skimmer. Leider war das Wetter morgens grau in grau und so entstanden keine guten Fotos. Vom Strand aus ging es zu einem Park, wo wir zwar auch Vögel beobachteten, aber für uns war das Beste, dass wir ein Opossum aus der Nähe sahen. Ich war komplett schockverliebt in das übertrieben niedliche Tier. Kurz fuhren wir auf einen Tipp hin noch auf die Harbor Island. Vögel sahen wir dort nicht viel, aber zu meiner Überraschung wieder Orchideen. Und zwar massenhaft. Spiranthes vernalis war also die fünfte Art, die wir auf dem Trip in Blüte gesehen haben.

Noch einmal Hillcountry

Von der Golfküste ging es dann wieder zurück in Richtung Hillcountry. Bereits am Anfang der Tour hatten wir einen Besuch des Fledermausflugs an der Rio Frio Cave gebucht und so fuhren wir zu den Fledermäusen und verbrachten wir die vorletzte Nacht in Uvalde. Ein absolut irres Erlebnis und ein Muss für Besucher des Hill Country. 10 Millionen Fledermäuse verlassen in einem stundenlangen Strom die Höhle. Man lernt dort viel über die Fledermäuse, wie sie leben und ihre Feinde und natürlich auch über die Gefahren, die von ihnen ausgehen können. So erklärte uns der Guide, dass ein guter Teil der Tiere den Tollwut-Erreger in sich trägt.
Staunend beobachteten wir die Fledermäuse und als die Dämmerung fortschritt, sahen wir sogar, wie ein Raubvogel die Fledermäuse jagte. Als wir nach zwei Stunden aufbrachen, waren immer noch nicht alle Fledermäuse aus der Höhle heraus.
Von Uvalde ging es am nächsten Tag durch das Texas Hillcountry zurück nach Dallas. Einen kurzen Stopp legten wir am Guadalupe River State Park ein. Leider bekamen wir kein Gürteltier zu Gesicht, aber wir sahen wieder Painted Buntings und einen Wahnsinn an Wildblumen. Wie zuvor schon erwähnt: die Stateparks in Texas sind Klasse.

Am nächsten Tag ging es dann komplett erschöpft und wetterbedingt mit einiger Verspätung von Dallas zurück nach Frankfurt.
Während wir im Flughafen saßen, kam ein starkes Unwetter mit Hagel und Starkregen auf uns herunter.
Wir hatten aber doch massives Glück: Ungefähr 50Meilen von uns entfernt zerstörte ein Tornado einige Häuser.

Wie soll man ein Resümee zu dem Urlaub ziehen. Wir haben viel zu viel im Auto gesessen. Natürlich lag das hauptsächlich daran, dass wir Pech hatten mit dem Wetter bei der Sonnenfinsternis und ewig weit nach Norden auswichen. So stellten wir die Route in kurzer Zeit komplett um. Im Endeffekt war die Route mehr als 2000 Meilen weiter als ursprünglich geplant. Insgesamt waren es 7000 Meilen. Natürlich geht das prinzipiell, aber es ist grenzwertig.
Trotzdem war der Urlaub ein Highlight: die Masse an Orten, Menschen und Tieren, die wir getroffen haben, die Sonnenfinsternis, das Treffen mit Jeff… es war trotz der vielen Fahrerei eine perfekte Reise.

USA ’24 5/6 Wieder nach Westen – Congaree und Great Smoky Mountains

Nach der schönen Zeit an der Atlantikküste, war es an der Zeit den Rückweg anzutreten. Bei der Planung hatten wir gesehen, dass ziemlich genau zwischen Myrtle Beach und den Great Smoky Mountains ein Nationalpark namens Congaree Nationalpark liegt. Von diesem Park hatten wir zwar nie gehört, beschlossen aber, dennoch dort zwischen zu stoppen.


Congaree Nationalpark

Der Park beherbergt den letzten großen Hartholzbestand der südöstlichen Vereinigten Staaten. Der Nationalpark ist ein wahres Kleinod. Wir unternahmen einen Spaziergang auf dem Boardwalk Loop Trail. Der Trail führt durch den Auwald und uns hat dieser urige Wald direkt verzaubert. Schon nach kurzer Zeit wiesen uns andere Leute, die unsere Objektive sahen auf eine Eule hin, die unweit des Wegs jagte. Es handelte sich um einen Streifenkauz, die Barred Owl. Natürlich fotografierten wir die Eule ausgiebig. Etwas später am Weg sahen wir ein zweites Exemplar. Wir waren natürlich hin und weg. Außerdem sahen wir vom Bohlenweg noch eine Schnappschildkröte, eine Tropfenschildkröte und Eidechsen mit rotem Kopf (broadhead skink). Besonders zog uns aber die merkwürdige Wuchsform der Bäume, mit den aus der Erde ragenden Luftwurzeln in den Bann.

Great Smoky Mountains Nationalpark

Am späten Nachmittag kamen wir in Cherokee im Hotel an. Wir unternahmen nach dem Einchecken noch eine kurze Ausfahrt zum Sonnenuntergang auf die Passhöhe in den Great Smoky Mountains Nationalpark an der Grenze zu Tennessee. Der Ausblick erinnerte stark an die Appalachen in Vermont. Die südlichen Appalachen stehen den nördlichen also kaum nach.
Früh am nächsten Morgen machten wir uns schon wieder auf den Weg in den Nationalpark. Wir erkundigten uns bei den Rangern im östlichen Besucherzentrum (Oconaluftee Visitor Center), wo man denn am besten Blumen und insbesondere Orchideen zu finden seien. Uns wurden zwar freundlich Wanderwege empfohlen, zu Orchideen wurden aber hier keine konkreten Tipps gegeben. Wir wanderten ein paar Kilometer auf dem Kephart Prong Trail. Das Wetter war regnerisch, aber trotzdem genoss ich den Weg durch den Mittelgebirgswald sehr und tatsächlich, schon nach ein paar hundert Metern fanden wir die ersten Orchideen. Es handelte sich hier um „Showy Orchids“ (Galearis spectabilis). Entgegen des Namens waren sie für mich auf den ersten Blick eher unscheinbar. Die Schönheit offenbarte sich erst bei genauerem Betrachten. Überhaupt konnte man eine Fülle an Blütenpflanzen bewundern. Nicht die Farbenpracht wie in Texas, aber die Vielfalt erfreute mich. Die Showy Orchid wurde von da an unser ständiger Begleiter und wir fanden sie fast überall im Park.
Nach dem Spaziergang fuhren wir in Richtung westliches Besucherzentrum, auch weil es angeblich ja noch mehrere Frauenschuharten im Park geben sollte, von denen wir aber überhaupt keine Ahnung hatten, wo wir suchen sollten.
Im westlichen Besucherzentrum, dem Sugarlands Visitor Center fragte ich konkret, wo man denn Frauenschuh finden könne und mir wurde nur gesagt, dass das niemand verraten würde, weil es ein großes Problem mit Ausgrabungen und mit Beschädigungen der Pflanzen gäbe und der Bestand extrem zurückgegangen wäre. Aber für schöne Blumenwanderungen könnte man ja in den Westen des Parks fahren. Leicht frustriert stiegen wir ins Auto und machten uns auf den Weg.

Plötzlich rief Verena aus: „Halt an! Frauenschuh!“. Ich fragte sie: „Welche Farbe?“, woraufhin sie sagte „Gelb!“. Ich dachte bei mir, dass sie bestimmt gelbes Trillium, die dort sehr häufigen Waldlilien gesehen haben müsste, hielt aber an und ging mit ihr an der Straße zurück und tatsächlich: dort stand ein Horst gelber Frauenschuh, Cypripedium pubescens. Ich konnte unser Glück nicht fassen. Während ich dort fotografierte, hielt ein Auto und ein Pärchen kam auf uns zu. Auch die zwei waren überglücklich und fotografierten den gelben Frauenschuh und wir kamen ein bisschen ins Gespräch bis die Frau uns fragte, ob wir denn schon den rosa Frauenschuh gesehen hätten. Hatten wir nicht und so fragte ich direkt, wo man den denn finden könne und wir bekamen den Hinweis auf Whiteoak Sinks. Das wäre ein paar Meilen die Straße hoch, aber leider nicht auf google maps und auch nicht auf den Karten des Nationalparks verzeichnet, man würde es aber an einem großen Parkplatz finden können.
Überglücklich und voller Erwartungen fuhren wir die Straße entlang und es kam kein Parkplatz und wir fingen an zu zweifeln, ob das alles so stimmte. Nach geraumer Zeit, in der wir uns damit abfanden, dass wir uns verfahren haben, kamen wir dann doch an einen Parkplatz an, der aber sehr voll war. Wir sahen einen Mann, der sich dort die Wanderschuhe schnürte und ich beschloss zu fragen, ob es noch weit zu Whiteoak Sinks wäre und wie wir dort hinkommen sollen. Er antwortete lapidar: „This IS the trailhead to Whiteoak Sinks“. Die Zufälle dieser Tour waren wirklich nur noch bekloppt. Wir wanderten den Weg hinauf und schließlich nach einer guten Stunde standen wir endlich vor unseren zwei rosa Frauenschuhen (Cypripedium acaule).
An nur einem Tag alle drei Orchideenarten zu sehen, die ich mir dort erwünscht hatte, ist schon unverschämtes Glück. Dazu die grandiose Natur mit den vielen anderen Wildblumen – es geht einfach kaum besser.

USA ’24 4/6 Carolinas

North Carolina

Ein ewiger Traum von mir war, einmal die Venusfliegenfalle im natürlichen Biotop zu sehen. Die Pflanzen gibt es im Umkreis von etwa 100 Meilen rund um die Stadt Wilmington, North Carolina. Sie gedeihen auf nährstoffarmen, sandigen Böden, gerne in der Umgebung von Pinien. Wir hatten einen Zeltplatz im Carolina Beach State Park gebucht. Der Park ist direkt neben Wilmington und man muss komplett durch die Stadt durch, um dorthin zu gelangen. Der Campingplatz war sehr schön gelegen und es gab bei weitem nicht so viele Mücken wie in Florida. Einerseits, weil die Temperatur noch nicht so hoch war und zum anderen liegt der Park direkt an der Atlantikküste.
Das Gute an diesem Park ist, dass einen Flytrap-Trail gibt und dort fanden wir nach kurzer Zeit zwei winzige Fliegenfallen inmitten von Schlauchpflanzen. Der Standort mutete extrem trocken an und es war etwas bedrückend, dass wir insgesamt nur eine einstellige Anzahl fanden. Trotzdem war ich sehr glücklich, endlich diese Art in der Natur gesehen zu haben. Außer Venus-Fliegenfalle und blühender gelber Schlauchpflanze fanden wir noch einen kleinen Sonnentau, vermutlich Drosera brevifolia.

Natürlich hat der Park neben der Botanik mehr zu bieten. So gibt es zum Beispiel dort auch das „Fox Squirrel“, eine Art sehr großes Eichhörnchen. Verena erspähte auf den Bäumen gleich zweimal diese Tiere. Für uns ein toller, unerwarteter Fund.

Auch Vögel kann man dort gut beobachten. So sahen wir neben Bluebirds, und Carolina Wren endlich auch unseren ersten „Painted Bunting“, den Papstfink, ein übertrieben bunter Singvogel. Leider sahen wir ihn dort nur an der Fütterung, so dass wir nur schlechte Fotos machen konnten.

Der Park war also ein voller Erfolg. Am folgenden Tag hatten wir einen Ausflug in den Green Swamp geplant und was uns dort erwartete stellte für mich den Carolina State Park bei weitem in den Schatten. Nicht nur, dass wir viel, viel mehr Fliegenfallen fanden (sicher hunderte), wir fanden auch 3 Schlauchpflanzenarten, 2 Wasserschlaucharten,
2 Sonnentauarten und 2 Fettkrautarten. Was für ein Karnivorenparadies! Zu allem Überfluss sahen wir reichlich Grass Pink Orchideen und auch Schildkröten und Echsen. Ich kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus.
Extrem überraschend für mich war, dass die Pflanzen zumeist sehr trocken und in einer dichten Schicht Piniennadeln und teilweise im Gras standen. Deshalb waren sie meist nicht gut zu fotografieren.

Ich habe mich an der Bestimmung versucht und komme auf folgende Arten:
Drosera capillaris
Drosera intermedia
Dioniaea muscipula
Sarracenia flava
Sarracenia rubra
Sarracenia purpurea
Pinguicula lutea
Pinguicula caerulea
Utricularia subulata
Utricularia inflata

Erstaunlicherweise ist das nur ein Bruchteil der Arten, die man in North Carolina finden kann – wie gesagt: ein wahres Karnivorenparadies.

Nach weiteren Besuchen der Parks besuchten wir noch kurz den Lake Waccamaw State Park und sahen dort unsere nördlichsten Alligatoren.


South Carolina

Von North Carolina fuhren wir nach South Carolina. Dort wollten wir in Myrtle Beach Jeffrey Neville treffen. Was soll man sagen: besser geht es nicht. Ich kannte ihn ja schon von vielen Emails und von Youtube und was für einen lieben Menschen wir da getroffen haben.
Wir trafen uns am späten Nachmittag bei ihm zuhause und unterhielten uns lang und im Anschluss lud er uns zum Essen ein. Während der Zeit besprachen wir, was wir am Folgetag unternehmen würden. Der Plan war, sich vor Sonnenaufgang bei ihm zu treffen und zum Murrells Inlet zu fahren. Man merkt sofort, wenn jemand ortskundiges dabei ist. Natürlich sieht man viel mehr und es macht auch mehr Spaß.
Der Sonnenaufgang am Meer war atemberaubend und im frühen Licht ergaben sich schöne Gelegenheiten Austernfischer und andere Vögel zu fotografieren. Im Anschluss fuhren wir zum Huntington Beach State Park. Ich bin schon neidisch, dass man so ein tolles Gebiet vor der Haustür haben kann. Da Jeffrey ein absoluter Vogelfan ist, waren die meisten Tiere, die wir gezeigt bekamen natürlich Vögel. Mein Highlight waren die Painted Buntings, die man dieses Mal auch schön fotografieren konnte. Außerdem sahen wir viele Watvögel und Reiher.
Natürlich schilderte er uns auch die Umweltprobleme des Parks, bei dem durch falsches Gebietsmanagement ein See komplett verlandet und dort in einem Jahr alle Fische verendet sind und jetzt viele Vögel ausbleiben.
Für uns ein perfekter Tag. Vielen, vielen Dank, Jeffrey!

USA ’24 1/6: Von Texas an den Mississippi, die Sonnenfinsternis

Lange haben wir überlegt, ob wir zur Sonnenfinsternis in die USA fahren sollten. Den Ausschlag gab dann tatsächlich die Tatsache, dass wir extrem billige Flugtickets bekamen. Wir haben nie zuvor so billige Tickets für einen Flug in die USA gekauft. Also ging die Planung los und es war klar, dass wir im Süden von Texas schauen wollten. Hier wären historisch die besten Bedingungen in den USA für einen klaren Himmel gewesen.

Der Flug und die Einreise waren so problemlos wie nie. Wir holten den Mietwagen ab und bekamen einen sehr neuen Wagen. Gefühlt ein riesiger SUV, aber für texanische Verhältnisse eher durchschnittlich.So ging es gut gelaunt in Richtung Texas Hill Country, wo wir bis zur Sonnenfinsternis bleiben wollten.

Hill Country

Das Hill Country ist eine sehr schöne hügelige Karstlandschaft in der Mitte und im Süden des Bundesstaats, westlich von San Antonio. Bekannt ist die Landschaft für die Wildblumen, die vielen Zugvögel und nicht zuletzt für die deutschen Siedlungen. Teilweise wird in Städten wie New Braunfels und Fredericksburg noch deutsch, das sogenannte Texas German gesprochen. Unser Zeltplatz lag süd-westlich von Fredericksburg auf einer Viehweide und man konnte bis auf den Preis nichts negatives finden. Von dort aus unternahmen wir zahlreiche Ausflüge ins weitere Umland. Vor allem die State Parks im Hill Country sind einen Besuch wert, auch wenn sie teilweise wegen der vielen Sonnenfinsternistouristen sehr voll waren.

Immer wieder benutzte ich die Wetter-App, um die Wolkenabdeckung und die Vorhersage für die Sonnenfinsternis zu prüfen. Leider war die Vorhersage für den ganzen Süden der USA sehr schlecht. Es gab sogar Unwetter- und Tornadowarnungen für Texas. Sonntag Mittags schließlich fassten wir den Entschluss, dass wir doch anderswo hinfahren müssten, um die Finsternis gut zu sehen und außerdem wäre Zelten bei Unwetter sicher auch kein Spaß. Die Wahl fiel dann auf Missouri, was etwa 1000 Meilen Fahrt und eine total hinfällige Planung der weiteren Reise bedeutete. Trotzdem fuhren wir los und nach schier endloser Anreise mit einer kurzen Übernachtung in Memphis, erreichten wir Cape Girardeau am Mississippi.

Cape Girardeau

Wir kamen am späten Vormittag in Cape Girardeau an und bekamen den vorletzten freien, kostenlosen Parkplatz im ganzen Ort. Cape Girardeau ist eine sehr schöne Kleinstadt, die sich durch dieses Ereignis wie aus einem Schlaf geweckt anfühlte. Wir schauten zuerst, ob wir die Finsternis am Mississippi schauen wollten, wählten schließlich aber den Hang vor dem Rathaus, wo schon viele Leute ihre Decken ausgebreitet hatten. Es herrschte eine sehr gelöste, sehr angenehme Stimmung.

Totalität

Bis zum Beginn der Finsternis unterhielten wir uns mit einer Familie, die neben uns saß und so war die Wartezeit sehr kurzweilig. Die Bedingungen waren recht gut, es gab nur leichte, hohe Federwolken. Die Finsternis war dadurch sehr schön zu sehen. Leider befand sich die Sonne fast im Zenit, so dass gute Fotos sehr schwierig waren, aber es war wie immer ein beeindruckendes Erlebnis. Leider ging die Totalität viel zu schnell um und die 4 Minuten fühlten sich für mich wie Sekunden an.

Derart von unserer eigentlicher Route abgekommen, suchten wir eine bezahlbare Unterkunft und wurden etwas abseits in Marion, Illinois fündig.

Endlich Vorfrühling und ein bisschen Blues

Endlich zeigen sich bei warmem, frühlingshaftem Wetter die ersten zarten Blüten. Die Märzenbecher hier in Wiesbaden und die Leberblümchen in Rheinhessen. Die Vögel singen, die Störche klappern, der Frühling kommt und die Freude ist groß.

Das Wetter und die Fotochallenge meines Bruders führen dazu, dass ich wieder mehr klassisch unterwegs bin. Die große Kamera bleibt öfter zuhause. So langsam war es auch irgendwie nicht mehr so spannend, immer wieder die gleichen Motive zu fotografieren. Ich bin momentan leicht frustriert und genervt von der Wildlifefotografie. Bestimmt kommt die Lust wieder, aber die Blumen sind gerade doch spannender.

Tatsächlich habe ich auch an einer Neuanschaffung viel Freude. Ich habe ein günstiges Tilt-Shift-Objektiv aus chinesischer Produktion angeschafft. Das eröffnet so viele kreative Möglichkeiten und wenn ich ehrlich bin, sind die Makroaufnahmen damit auch besser als mit dem Nikon 105mm Makro, das meiner Meinung nach sowieso total überbewertet ist. Ja, es ist total scharf und auch schön leicht, aber ich mag die unscharfen Bereiche überhaupt nicht und die Brennweite ist auch schwierig. Wieso stellt eigentlich niemand mehr ein Makro mit einer größeren Brennweite her? Was ist denn los Sigma, Nikon, Tamron? Und jaaa… es gibt auch da eine Alternative aus China, aber leider ohne Autofokus.

Neben dem Wildlife- und Makroblues, habe ich auch ein bisschen den Webseitenblues. Nachdem ein Update erneut fehlgeschlagen ist, sehe ich erstmal von Updates der Galeriesoftware ab. Ich musste tatsächlich ein komplettes Backup einspielen, damit die Seite wieder funktioniert. Das ist jetzt das zweite Mal nacheinander, dass die Seite komplett kaputt geht durch ein NGG-Update. Es ist einfach viel Arbeit, nur damit der Käse wieder läuft. Das macht so keinen Spaß.

Unverhofft…

ich hatte ja schon davon gehört, dass sich manche Pflanzen nicht an Blütezeiten halten wollen und natürlich habe ich das auch selbst schon festgestellt. Auch hatte ich schon gehört, dass der Widerbart das gerne mal macht, aber selbst gesehen habe ich das noch nicht.
Als ich von einem Vereinskollegen hörte, dass nach Ende Juni jetzt Ende Oktober der Widerbart noch einmal blühen sollte, war ich Feuer und Flamme und bin tatsächlich zwei Tage später hin.
Und ich konnte mich auch nicht bremsen und konnte die Fotos nicht nach den Kanadafotos zeigen. Das musste jetzt einfach raus.
Hier mal ein Link zu einem alten Artikel, in dem ich dokumentiert habe, dass so etwas schonmal vorkommt.
Ich würde aber sagen: damit ist das Orchideenjahr jetzt aber wirklich vorbei. 🙂