Paradiese auf Zeit

Letzte Woche unternahm ich mit meiner Mutter einen Urlaub in den Alpen. Sie wollte gerne die Seiser Alm im Sommer sehen und ich wollte die Alm noch einmal vor der Errichtung der neuen Beschneiungsbecken sehen.

Anfahrt

Am ersten Tag fuhren wir nach Oberbayern. Eigentlich nur, um die Etappen erträglich lang zu halten. Bei bestem Wetter genoss ich abends noch eine Tour am Kochelsee. Ein Haubentaucher tauchte direkt am Ufer neben mir für mehrere Minuten. Ich konnte ihn auf der Bank sitzend beobachten. Leider hatte ich nur ein Weitwinkelobjektiv dabei. Aber man muss ja nicht immer alles fotografieren. Hier bekam ich auch schon einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage: die Nässe hatte für reichlich Orchideenblüten gesorgt.

Schafberg

Der erste Ausflug führte uns auf den Schafberg. Der Schafberg ist einer der bekannten österreichischen Blumenberge, aber ich war etwas desillusioniert, denn es war zwar bunt und die Aussicht großartig, aber ich hatte es dort deutlich spektakulärer in Erinnerung. Dazu kam, dass wir den Abstieg von der Bergstation zur Station Schafbergalpe wohl etwas unterschätzt hatten und meine Mutter ziemliche Probleme hatte.

Eigentlich wollten wir dann in St. Wolfgang übernachten, aber irgendwie sagten mir die Unterkünfte bei booking nicht zu und so buchten wir im Hotel Wanderlust Rooms in Bad Goisern. Ein absoluter Glückstreffer! Ich habe mich ja eigentlich immer in Österreich wohlgefühlt und wurde immer gut untergebracht (vor allem, wenn Manfred die Touren geplant hat ;-)), aber diese Unterkunft war wirklich außergewöhnlich. Ein Hotel, wo man sich wirklich als Gast fühlt. Zu oft hat man ja das Gefühl, Kunde zu sein – hier fühlt man sich wirklich als Gast. Gerne wären wir länger dort geblieben.

Großglockner Hochalpenstraße

Die Reise ging weiter über die Großglockner Hochalpenstraße. Wir kamen ob der bunten Straßenränder und der übertrieben reichen Flora nicht aus dem Staunen raus. Alle Kurven waren dicht bewachsen von einem bunten Blütenmeer. Bei einer Pause an einem Seitenweg fanden wir eine Almwiese, die fast alles, was ich bisher gesehen habe übertraf. Der starke Wind machte zwar ein längeres Verweilen ungemütlich, aber es war schon ein tolles Erlebnis. Die Aussicht auf die Pasterze, den größten Gletscher Österreichs war dann sowohl beeindruckend, als auch etwas bedrückend. Angeblich hat der Gletscher über 200m an Mächtigkeit verloren.
Im beginnenden Regen konnte ich dann noch im Vorbeilaufen ein Murmeltier aus nächster Nähe fotografieren. Das Tier war fast so gelassen wie die Murmler am Forester Pass in den USA.

Osttirol

Das Wetter wurde am Folgetag dann absolut scheußlich. Irgendwie schaffe ich es wohl nicht, den Golzentipp mal trockenen Fußes zu begehen. Zunächst war ich auch etwas enttäuscht, weil die Vorjahre dann doch mehr los zu sein schien, aber das stellte sich als Trugschluss heraus. Wir waren lediglich eine Woche zu früh. Wir sahen Massen an Pseudorchis, Gymnadenia und Nigritella – leider Gymnadenia odoratissima noch knospig. Was mich allerdings etwas störte, war die Tatsache, dass die Alm doch für meinen Begriff stark besucht war und offenbar sehr viel für den Wintersport gemacht wird. Noch ätzender war das allerdings im Tal, wo man wegen des Biathlon-Leistungszentrums nicht mehr gut spazieren kann. Auffällig war außerdem, dass auch in den Alpen ein kolossales Baumsterben angefangen hat. Es ist irgendwie traurig zu sehen, wie die Natur stirbt, aber der Wintersport mit Kraft voran getrieben wird.

Über die Pässe

Über Valparola Pass und Pordoijoch fuhren wir zur Seiser Alm. Die Pässe boten eine überragende Pflanzenpracht, wie schon die Wiesen am Großglockner. Natürlich boten sie dazu auch die spektakulären Blicke in die Dolomiten. Meine Mutter war insbesondere vom hochalpinen Flair des Valparola Passes begeistert.

Seiser Alm

Die Seiser Alm hinterließ einen zwiespältigen Eindruck bei uns. Anders als in Deutschland oder Österreich interessierte sich niemand für Impfstatus oder Tests, dafür wurde kräftig in den Hotels gefeiert. Überhaupt erstaunlich, was dort an Touristenmassen unterwegs war. Vielleicht fiel es mir auch nur so auf, weil ich es nicht mehr gewohnt bin, aber es war schon echt viel Betrieb. Mein Hauptgrund, dort hin zu fahren, war natürlich, das Kohlröschenparadies noch einmal vor der Errichtung der neuen riesigen Wasserbecken für die Beschneiungsanlagen auf der Puflatschalm zu sehen. Mit welcher Brutalität hier wegen des Wintersports gegen die Natur gekämpft wird, ist schon frustrierend. Auch die leer gefressenen Pferdeweiden machen einen traurig. Und trotzdem: man muss immer wieder staunend inne halten und die Ausblicke und die (auch noch vorhandenen) bunten Wiesen bewundern. Unvergleichlich, was die Seiser Alm zu bieten hat. Immer noch!

Nicht vergessen will ich die nächtlichen Ausflüge zu den Kohlröschen für Fluoreszenz-Fotos. Manchmal frage ich mich, ob ich noch ganz dicht bin, nachts im strömenden Regen 300m aufzusteigen, um Fotos mit einem UV-Taschenlämpchen zu machen. Vermutlich habe ich wirklich einen Hau 😀

Rückfahrt

Mit gemischten Gefühlen fuhren wir zurück nach Bayern, um dort noch einmal zu übernachten. Der Pflichtbesuch bei den Sommer-Drehwurzen und den späten Brand-Knabenkräutern haben wir natürlich auch wahrgenommen. Immer wieder toll, die Biotope zu sehen. Tatsächlich hatten wir da auch jeweils ein kurzes Regenfenster.

Auf den bisherigen Touren durch die Alpen habe ich sicher nie so viele Kohlröschen gesehen wie dieses Mal. Sicher schon mehr Arten, aber nie so viele Individuen. Auch andere Orchideen, Lilien, oder generell bunte Wiesen habe ich nie in dem Reichtum wahr genommen. War schon schön!

Geschafft!

Im dritten Anlauf hat es mit der Tour durch das steinerne Meer endlich geklappt.
Bereits Donnerstag vormittags fuhren wir in unser Basislager in Inzell. Natürlich ist das  etwas weit von Berchtesgaden entfernt, aber dafür gab es eben noch Unterkünfte.

Freitag früh ging es dann, wie die letzten zwei Jahre schon, mit dem Schiff nach St. Bartholomä. Von dort stiegen wir diesmal die Saugasse hinauf. Anders als die letzten Jahre war das Wetter stabil. Der Weg war schweißtreibend aber dennoch einigermaßen einfach. Mit vielen Pausen kamen wir alle gut am Kärlingerhaus am Funtensee an. Der Funtensee liegt wunderbar eingebettet zwischen den Bergen in einer Mulde. Den Abend verbrachten wir entspannt an Hütte und See und fielen recht früh in die Betten.

Am nächsten Tag stand die einfachste Etappe der Tour, zum Ingolstädter Haus auf dem Programm. Im Nebel brachen wir auf und je weiter wir die Talmulde hinaufkletterten, desto magischer wurde das Licht, bis wir schließlich auf einen regelrechten Nebelsee blickten.
Oberhalb der Baumgrenze wurde die Landschaft dann immer felsiger und man bekam eine Ahnung, wieso die Gegend steinernes Meer genannt wird. Immer wieder sahen wir am Weg Murmeltiere, die sich sonnten. Sehr früh, noch bevor wir einchecken konnten, kamen wir am Ingolstädter Haus an. Deshalb beschlossen wir noch den kleinen Hundstod zu besteigen. Wir bekamen einen Vorgeschmack auf den nächsten Tag, denn der Aufstieg war dann nicht mehr so leicht zu laufen und die Stöcke waren sehr hinderlich. Großartig übrigens, dass wir uns am Ingolstädter Haus kleine Rucksäcke leihen konnten und nicht das ganze Gepäck mitnehmen mussten.Die Aussicht vom kleinen Hundstod hinab ins Saalachtal und über Saalfelden auf der einen und ins steinerne Meer auf der anderen Seite war wirklich wunderbar.
Über die schlaflose Nacht in der eigentlich sehr schönen Hütte breite ich einen Mantel des Schweigens.

Die dritte Etappe führte uns zunächst zum Riemannhaus. Quer durch das steinerne Meer führt der unwegsame Pfad. Wirklich schwierig ist er nicht, aber irgendwie anstrengend nach einer durchwachten Nacht. Gegen Mittag kamen wir am Riemannhaus an. Es ist vielleicht die am spektakulärsten gelegene Hütte, die wir besuchten. Aber wir kehrten nur kurz ein und wanderten weiter zurück zum Kärlingerhaus. Diese Etappe empfand ich am unspektakulärsten. Die Wege waren zwar besser als zwischen Ingolstädter Haus und Riemannhaus, aber das stete Absteigen raubt doch ein wenig den Nerv und geht in die Knie.

Die letzte Nacht verbrachten wir wieder im Kärlingerhaus. Morgens hatten wir zum Start der letzten Etappe dann wieder diese wunderbare Nebelstimmung. Anders als geplant, wanderten wir nicht über die Wasseralm zurück, sondern wieder direkt über die Saugasse. Runter ist der Weg noch deutlich fieser als hoch und ich habe jetzt noch einen tüchtigen Muskelkater vom Absteigen. Immerhin kamen wir alle gesund und munter unten an.

Zur Belohnung gönnten wir uns abends dann leckeres Essen im Restaurant Platz in Inzell. Absolute Empfehlung, aber das Fett ist wieder drauf! 😀

Tja… was soll ich sagen. Endlich haben wir es geschafft! Danke nochmal an Alex, Silvana und Stephan für das schöne, lange Wochenende.

Langes Wochenende in Osttirol

Anreise
Freitags fing der Tag für mich bereits um 4 Uhr an, denn ich hatte mich mit Manfred zu einer Osttirol-Orchideentour verabredet. Entsprechend schwer kam ich aus den Federn, um dann zum Zug zu hetzen. Die erste Etappe bestand in der Zugreise nach Nürnberg. Dort angekommen wartete ich dann auf Manfred. Wie geplant ging es dann mit dem Auto weiter in Richtung Chiemsee, wo wir die Massenvorkommen der Sommer-Drehwurz (Spiranthes aestivalis) anschauen wollten. Am Seeufer suchten wir an zwei Stellen nach der seltenen Pflanze: Zunächst an einer nicht ganz so ergiebigen Stelle und dann am Hauptvorkommen. Die Orchideen sind leicht vom Weg aus zu finden und mit etwas Geschick auch von dort fotografierbar.
Vom Chiemsee ging es umgehend weiter in Richtung Süden. Manfred kannte einen Standort einer Gattungshybride zwischen Fingerwurz und Händelwurz. (Dactylodenia – D. fuchsii x G. odoratissima) bei Bozen, der als nächstes auf dem Programm stand. Die Pflanzen waren schon etwas durch, aber im gefährlichen Straßenrandbiotop immer noch gut zu fotografieren. Die Route führte uns dann nach Osten, wo wir einen weiteren Stop bei Toblach einlegten. Wiederum am Straßenrand befindet sich ein Biotop mit Einblatt (Malaxis monophyllos), Kriechendem Netzblatt (Goodyera repens), Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris). Wie beeindruckend, dass so etwas einfach so an der Straße wächst. Leider war wegen des schwindenden Lichts hier nichts mehr schön zu fotografieren. Gegen Abend kamen wir dann im Gasthof Oswalderhof in St. Oswald an. Gutes Zimmer, zu einem passablen Preis mit einer Wahnsinnsaussicht… was will man mehr?

Samstag


Am nächsten Tag stand dann die erste Bergtour an. Mit der Kabinenbahn ging es hinauf zur Alm. Schon bei der Ankunft verschlug es mir gepflegt die Sprache. Uns begrüßte ein einziges Blumenmeer mit Arnika, bärtiger Glockenblume und vielen Orchideen, schiere Unmengen Höswurz (Pseudorchis albida) und Händelwurz (Gymnadenia conopsea) und zwischendrin immer wieder die kleinen Kohlröschen (Nigritella rhellicani). Zwischen den anderen, seltenen Blumen dann immer wieder Hybriden der beiden (Gymnigritella suaveolens). Bald setzte aber schon schlechtes Wetter ein. Es fing an zu nieseln, dann graupelte es immer stärker und schließlich hagelte es. Der Hagel ging dann in starken Regen über. Bereits triefend nass, überlegten wir die Tour abzubrechen und umzukehren, weil die Suche keinen Spaß mehr machte. Die Wende kam, als Manfred 5 wunderschöne Gattungshybriden der Höswurz mit dem schwarzen Kohlröschen (Pseuditella micrantha) fand. Während wir fotografierten und die Pflanzen betrachteten, riss der Himmel auf und die Sonne kam raus. Die Alm dampfte vor Feuchtigkeit und tauchte den Berg in ein magisches Licht. Ab da hatten wir warmes, freundliches, sonniges Wetter. Der Weg führte uns weiter die Alm entlang, bis wir eine helle, gelblich weiße Farbvariante des schwarzen Kohlröschens fanden. Was für ein Glück. Letzter Höhepunkt der Tour war dann der Gipfel mit einem beeindruckenden Alpenpanorama mit Blick auf Großglockner, Großvenediger und etliche Gipfel Südtirols. Der anstrengende Abstieg mit Suche nach Hybriden und Farbvarianten war dann weniger ergiebig, aber irgendwie war ich sowieso echt alle.

Sonntag


Sonntag machten wir eine ruhigere Tour mit Rundfahrt um die Gailtaler Alpen. Zielarten waren kleines Zweiblatt (Listera cordata) und Widerbart. Den Widerbart fanden wir leider nicht, aber immerhin kehrten wir vor Ort beim Alpenhof Wolayersee ein. Den Kuchen dort werde ich so schnell nicht vergessen. Ganz weit vorne! Im Anschluss suchten wir noch erfolgreich eine weitere Art.

Montag


Montags machte ich mich schon auf die Heimfahrt. Über mehrere Ziele brachte mich Manfred nach München, natürlich nicht, ohne einen Umweg über Südtirol zu unternehmen. Erstes Ziel war der Valparola Pass. In einer der schönsten Berglandschaften, die man sich ausdenken kann, genossen wir das gute Wetter und fanden Enzian, Edelweiß, Zwergorchis (Chamorchis alpina), und zweifarbiges Kohlröschen (Nigritella bicolor). Nach einem langen Stop fuhren wir weiter zum Pordoijoch. Auch dort Kohlröschen in großer Anzahl, irrsinnige Mengen Kugelorchis (Traunsteinera globosa) und wieder ohne Ende Händelwurzen. An feuchten Stellen fanden wir noch abblühende Fingerwurzen. Etwas abseits suchten wir kurz nach Nigritella hygrophila, für die es aber wohl zu spät war. Den Abschluss machte dann ein kurzer Stop am Sellajoch, wo wir aber keine Blumen suchten, sondern nur Aussicht genossen.

Danke Dir nochmal für die Zeit, die Unterhaltung und die Fahrerei Manfred. Obergail war’s!

Ins Wasser gefallen

Lange haben wir einen Wanderausflug ins steinerne Meer geplant. Alles war vorbereitet, die Hütten gebucht, die Anreise vereinbart und schließlich die Rucksäcke gepackt. Leider lässt sich eine Sache nicht planen: das Wetter.

Freitag abends kamen wir in Berchtesgaden an und es zeichnete sich bereits ab, dass der nächste Tag schwierig werden könnte. Es war zwar noch nicht am Regnen, aber der Himmel war total bedeckt. Immerhin war es noch recht warm. Da über den Wolken manchmal ein Vollmond zu erahnen war, zog ich mit Viktor noch einmal nach dem Abendessen los. Immer wieder sahen wir in den Bergen Wetterleuchten und manchmal riss die Wolkendecke kurz auf, und es waren Mondstrahlen zu sehen. Eine irre Szenerie.

Am nächsten Morgen ging es dann runter an den Königssee. Es regnete in Strömen. Trotzdem setzten wir mit dem Boot über nach St. Bartholomä. Leider war von der herrlichen Landschaft nicht viel zu sehen.

Von der Pilgerkapelle wanderten wir los. Bereits nach kurzer Zeit waren wir komplett durchweicht, obwohl wir den Weg noch nicht weit gegangen waren. Noch deutlich unter der ersten Zwischenetappe Trischübel brachen wir ab. Ein Mitwanderer hatte keine Lust mehr und wollte umkehren und so ging es dann den Weg zurück. Ich persönlich wäre noch weiter gegangen, aber da die Mehrheit der Gruppe dann tatsächlich nicht mehr wollte, fügte ich mich.

Weil  die Vorhersage auch für die nächsten Tage sehr bescheiden war, beschlossen wir noch am gleichen Tag direkt wieder heim zu fahren.

Hoffentlich gibt es beim nächsten Mal dann besseres Wetter. Der Weg ist nämlich wirklich traumhaft schön und lohnt sicher die Wanderung.

Zur Kapuzenorchis

Kapuzenorchis – Neottianthe cucullata

Seit fast einem Jahr plante ich mit Manfred zusammen, zur Kapuzenorchis zu fahren. Die Planungen wurden immer konkreter und im Frühjahr kam noch Sebastian zu den Planungen hinzu. Ich reichte Urlaub ein und Mitte des Sommers war für mich dann das dann geritzt – tja… und dann sagten die beiden Mitstreiter ab.

Die Überlegung war dann: nächstes Jahr fahren, auf meine Planungen für nächstes Jahr zu verzichten und die Zeit in Hessen zu verbringen, oder trotzdem alleine fahren. Da ich mich wirklich schon sehr auf den Ausflug gefreut hatte, fuhr ich dann trotzdem. Irgendwie hatte ich auch  etwas Auszeit wirklich nötig. Leider konnte Verena nicht mehr mit. Sie hatte keinen Urlaub genommen, da ihr der Ausflug mit uns dreien zu orchideenlastig geworden wäre und sie hätte so kurzfristig auch keinen mehr bekommen.

Anreise

Also habe ich mich alleine auf die 1400km nach Osten gemacht. Einen ersten Zwischenstop legte ich in Osthessen ein, um nach der übersehenen Stendelwurz zu schauen. Diese Art hatte ich tatsächlich lange übersehen. Im Anschluss hielt ich noch einmal in Thüringen, wo ich aber nicht fündig wurde.

Das erste wirkliche Ziel war aber in Berlin. Dort besuchte ich meine Freundin Janna. Ein entspannter Tag im Zoo und gemütliches Spazieren und Essen – gut, um den Urlaub zu beginnen. Von Berlin fuhr ich am Montag dann die 800km weiter nach Osten. Bis Warschau ist die Autobahn super zu fahren. Dahinter wird es aber abenteuerlich. Der Verkehr ist irre dicht und langsam, denn es quält sich LKW an LKW über eine Landstraße in Richtung Baltikum. Extrem entnervend. Gottseidank bastelt Polen an dieser Stelle an einer Autobahn, damit dieses Problem gelöst wird. Generell muss man den Hut ziehen vor den Polen. Die Autobahn ist deutlich besser als bei uns (wohl auch neuer) und vor allem wird an Autobahnbaustellen auch tatsächlich gearbeitet. Wo in Deutschland für gefühlte Jahre kilometerlang eine Baustelle eingerichtet ist, an der zwei Bagger monatelang nur Rost ansetzen, sind in Polen alle zwei Meter Leute am Arbeiten. Vielleicht sollte der Verkehrsminister sich das einmal anschauen. Vermutlich ist das leider unmöglich, weil die Flugbereitschaft des Bundes solche Ziele nicht anfliegt.

 

Augustów

Erst gegen Abend kam ich in Augustów an. Augustów ist ein schönes, kleines Städtchen, traumhaft an einem See gelegen. Das Hotel war etwas außerhalb, was aber durchaus von mir so gewünscht war. Die Region Podlachien ist so etwas wie das Brandenburg Polens. Irgendwie idyllisch, durchaus mit Reizen, aber dann doch sehr abgelegen. Im Übrigen die kälteste Region Polens, was natürlich auch das Vorkommen der Kapuzenorchis, einer eigentlich sibirischen Art, erklärt.

Nach dem Einchecken beschloss ich noch einmal ins Biotop am Augustów-Kanal zu gehen und etwas vor zu erkunden. Tatsächlich fand ich nach kurzer Zeit bereits die erste Kapuzenorchis. Und das, obwohl ich im dunklen Wald, spät Abends und ohne die Tips zu benutzen, losmarschiert bin. Ich wusste nur die ungefähre Position. Zufrieden ging es zurück ins Hotel.

Am nächsten Tag ging ich dann wieder los. An vielen Stellen fand ich die Orchidee zu beiden Seiten des Kanals. Insgesamt wohl über 100 Exemplare. Die Pflanzen sind sehr klein und anfangs etwas schwer zu entdecken, man schießt sich aber rasch auf die Farbe ein. Etwas seltener als die Kapuzenorchis war dort das kriechende Netzblatt. Stellen wie in der Eifel mit Netzblatt dicht an dicht sucht man in Polen wohl vergeblich. Dafür steht die Art wirklich in jedem Kiefernwald. Seltsamerweise sind es fast immer Einzelexemplare. Auch braunrote Stendelwurz konnte man vereinzelt finden. Alle drei Arten waren erstaunlicherweise in Blüte. Über den Tag verteilt spulte ich deutlich über 20km ab, schließlich wollte ich möglichst viel sehen. Neben den Orchideen sah ich einen Schwarzstorch, einen Segelfalter, einen Trauermantel und viele weitere Vögel und Schmetterlinge. Dort in der Natur geht einem wirklich das Herz auf.

Am nächsten Morgen suchte ich noch einmal den einfacheren Standort der Kapuzenorchis auf. Dieses Mal fuhr ich aber direkt bis an den Wald, um mir Lauferei zu sparen. Bei Tage betrachtet wurde mir an den Stellen, die ich vorher nicht besucht hatte, deutlich, dass besonders dieser einfach erreichbare Standort sehr unter dem Orchideentourismus leidet. Irgendwie verliert man doch etwas den Spaß an dem Hobby, wenn man sieht, dass wohl ganze Gruppen durch den Wald gelotst werden. Nein, es waren immerhin keine Orchideen platt getrampelt, aber machen wir uns nichts vor: wenn man alles um eine Orchidee platt macht, wie soll sie sich denn dann ausbreiten und in irgend einer Weise positiv entwickeln. Mal ganz von den sterilen Exemplaren und Jungpflanzen abgesehen, die man nicht so ohne weiteres sieht. Jetzt könnte man sagen: jaahaa… du bist doch selber in den Wald. Das stimmt – ich habe die Pfade benutzt, aber ich habe auch darauf geachtet, nicht das Moos um die Pflanzen einzudrücken und die Pflanzen, die um die Orchideen stehen, zu beschädigen. Diese Pflanzenzupferei, die manche für ein noch saubereres, noch klinischeres Bild betreiben, ist auch eine absolute Unsitte. Mancher würde jetzt sagen: aber ohne die Pfade wärst du doch auch in den Wald. Nein, wäre ich nicht, denn es gab auch am Weg Exemplare. Ich muss nicht von jeder Pflanze Bilder machen. Wir reden hier von einer Pflanze, die in Polen wirklich selten ist. Lasst es also einfach.

Im Anschluss an den erneuten Besuch im Biotop fuhr ich noch zum Wigry Nationalpark. Dieser Park ist auch sehr idyllisch und noch einsamer als die Gegend um den Augustów-Kanal. Ein altes Kloster ist dort einen Besuch wert. An einem Lehrpfad sah ich dann in einem See einen Silberreiher stehen. Dieser flog nach kurzer Zeit auf und landete am Ufer. Die ganze Szene war in einem magischen Licht. Der dunkle Wald, der weiße Vogel, der zarte Uferbewuchs. Als ich die Fotos, die ich davon machte, betrachtete jubelte ich innerlich. Bei starkem Gegenlicht erzeugt das 300mm PF von Nikon Halos. Dies ließ den Vogel auf dem Bild richtig von innen heraus scheinen. Eigentlich ist das eine optische Unzulänglichkeit des Objektivs, die in den einschlägigen Foren immer sehr kritisch beäugt wird, die mir hier aber ausgesprochen gut gefällt. Ich freue mich wirklich über das Resultat.

Auf dem Rückweg von Wigry hielt mich dann die Polnizei an. Offenbar ist es ungewöhnlich, dass ein deutsches Auto dort mit nur einem Passagier fährt. Freundlich, aber bestimmt wurde dann mein Auto durchsucht. Da ich weder Syrer noch Zigaretten schmuggle, wurde ich nach 5 Minuten weitergewunken. Komisch, dass mir so etwas noch nie in Deutschland passiert ist. Einmal in den USA und einmal jetzt in Polen.

 

Abreise

Am nächsten Tag war dann schon Abreisetag. Auf dem Rückweg hielt ich nach gefühlter stundenlanger Suche noch am Biebrza Nationalpark. Dort sind die Straßen tatsächlich abenteuerlich und das Navi ist überhaupt keine Hilfe. Schließlich fand ich den Parkplatz, aber enttäuschenderweise kann man ohne Guide zu Fuß praktisch nicht viel dort machen.

Die Nacht verbrachte ich in Brandenburg. Ich suchte am nächsten Tag noch ein Biotop in Brandenburg auf. Wobei man wirklich sagen muss, dass in Brandenburg die Nebenstraßen wirklich Schlaglöcher von Weltruhm haben. Vermutlich hat man sich von spanischen Stardesignern extra schöne Schlaglöcher entwerfen lassen. Da kommt Polen einfach nicht mit.

Den Abschluss bildete dann ein Ausflug mit Mathias in Nordhessen. Irgendwie schloss sich der Kreis. Zur Abreise Purpur-Stendelwurz, zur Rückkehr Purpur-Stendelwurz. Das war ein sehr ereignisreicher Kurzurlaub. Vielleicht ein bisschen viel Lauferei, aber wer viel sehen will, der muss auch viel gehen.

Winterwanderung

Gestern war ich wieder mal ein großes Stück wandern. Gegen 11 Uhr lief ich in Wiesbaden los und gegen 18:30 war ich in Geisenheim. Mit dabei hatte ich meine Nikon 1 mit dem wirklich fantastischen 18,5mm f/1.8 Objektiv. Die Kombination ist winzig und wiegt kaum etwas. Die Bildwinkel entspricht 50mm Brennweite am Kleinbildformat. Das Objektiv bildet wirklich wunderbar scharf ab und endlich kann man wenigstens ein bisschen freistellen. Auch in Makroszenarien lässt sich das Objektiv wegen der geringen Nahgrenze gut nutzen. So scharf wie das 35mm an der D7000 ist es allemal. Natürlich habe ich mit der „Großen“ Kamera mehr Möglichkeiten und vor allem viel bessere Bildqualität bei schlechtem Licht, aber die Kleine ist so kompakt, dass sie mich auf den gut 30km nicht belastete.

Man merkt: ich bin extrem angetan.

Ich denke in der nächsten Zeit werde ich (wenn ich Zeit habe) mal was zu anderen Möglichkeiten der Kamera schreiben. Mir schwebt etwas zum Thema Digiscoping und Adaptieren von F-Mount Objektiven vor.  Durch den Verlängerungsfaktor von 2,7 ergeben sich wirklich neue Möglichkeiten.

USA Teil 7 – Mt. Whitney

Letzte Vorbereitungen

Nachdem Verena weg war, machte ich noch letzte Besorgungen im REI in Las Vegas.

Am Nachmittag fuhr ich über Ash Meadows und das Death Valley erneut in Richtung Lone Pine. Diesmal übernachtete ich viel günstiger als das erste Mal in einem kleinen Motel.

Am folgenden Morgen holte ich die Permits, die Wagbags und einen Bärencontainer ab. Er erschien mir recht geräumig. Meine Enschätzung trog mich aber. Der Container war viel zu klein.
Ich machte einen kurzen Höhentest im Ancient Bristlecone Pine Forest. Ich hatte dieses Mal überhaupt keine Höhenprobleme. Keine Kopfschmerzen, keine Erschöpfung – alles gut also.
Positiv gestimmt traf ich mich dann mit Alex und Silvana in Lone Pine. Nachdem wir versucht hatten, den Proviant zu verstauen, sahen wir, dass ein Container unmöglich reichen würde und so mussten wir vor dem Aufbruch noch einen weiteren Container besorgen.
Ein Kurzausflug am Abend führte uns noch einmal in die Alabama Hills zum Mobius Arch. Hier leitete ich mehrfach falsch, so dass wir länger als gedacht verweilten.

Wegen meiner bösen Schulterverletzung war ich gezwungen wenig Gewicht zu tragen. Der Arzt verbot mir mehr als 5kg, das war aber nicht realistisch. Ich hatte zwar ein Minimum an Gewicht dabei: ein Ultraleichtzelt, Daunenschlafsack, sehr leichte, selbstaufblasende Matratze, wenig Wäsche zum Wechseln, Karbonwanderstöcke und natürlich Wasser, dennoch kam ich wohl auf etwa 8kg. Tollerweise waren Alex und Silvana bereit, den Proviant zu tragen. Das hätte sicher nochmal 1-2 kg ausgemacht und hätte für mich die Tour in Frage gestellt. Ich hatte lediglich Müsliriegel, Schokolade, ein bisschen Brot mit  Belag und Nüsse dabei. Für 5 Tage fand ich das absolut hinreichend.

Schweren Herzens habe ich außerdem auf die große Kamera verzichtet und die sehr kompakte und leichte Nikon 1 mitgenommen. Im Endeffekt habe ich das nicht bereut. Ein paar Situationen wären sicher besser einzufangen gewesen, aber es war auch so schon ok.
Mit dabei hatte ich das Kartenset von Tom Harrison vom John Muir Trail für $21. Das ist sehr leicht und sehr präzise. Es sind im Prinzip lose A4 Blätter. Sicher war das auch keine schlechte Idee, denn so konnten wir bei kleineren Unsicherheiten beim GPS-Navigieren noch auf die gedruckten Karten zurückgreifen und so sogar einmal einen Umweg vermeiden.

Mit zwei Autos fuhren wir zunächst zum Whitney Portal, wo wir mein Mietauto parkten und dann fuhren wir mit dem zweiten Auto zum Trailhead im Onion Valley, wo die Wanderung startete.

 

Etappe 1:

Onion Valley -> Kearsarge Pass -> Vidette Meadows

Gesamtstrecke: 17012 m
Maximale Höhe: 3624 m
Minimale Höhe: 2795 m
Download file: Tag_1_Kearsarge_Pass.gpx

 

#Vom Parkplatz in fast 2900m Höhe ging es das Onion Valley hinauf in Richtung Kearsarge Pass. Sehr langsam, wie uns schien. Sehr lange sah man den Parkplatz und natürlich Owen’s Valley.

Der Weg führte an einem Bach entlang. Shooting Stars und manchmal auch Orchideen säumten den Bauchlauf. Die Ausblicke waren trotz des bedeckten Himmels doch sehr malerisch. Vereinzelt sah man auch Bristlecone Pines. Immer wieder kamen wir an Seen vorbei, die Vegetation wurde spärlicher und die Landschaft steiler und karger.

Vereinzelt standen noch Blumen am Wegrand. Schier endlos erschien mir der Aufstieg. Durch die Pausen fiel mir das Wandern aber dennoch recht leicht. Schließlich erreichten wir am frühen Nachmittag den Kearsarge Pass in über 3600m Höhe. Der Ausblick von dort auf die Sierra war fantastisch. Vor allem die Seen im Tal begeisterten mich. Am Pass erreicht man auch die Grenze zur Kings Canyon Wilderness. Die Regularien dort sind sehr streng. Man darf nichts dort lassen. Deshalb muss man auch die Wag Bags für die eigenen Exkremente mit sich führen. Zelten darf man auch nur an ausgewiesenen Stellen und man muss die Nahrungsmittel bärensicher und weit genug vom Zelt aufbewahren.

Die wunderschöne Gegend um den Bullfrog Lake, zu dem wir jetzt abstiegen ist angeblich extrem unsicher, was Bären anbelangt. Wir haben leider keine zu Gesicht bekommen. Das Wetter war immer noch bedeckt und es begann sogar leicht zu regnen, was mir trotz der unglaublichen Kulisse leicht auf das Gemüt schlug.

Am frühen Abend kamen wir am Zeltplatz an der Vidette Meadow an. Erstaunlicherweise war dort sogar recht viel los. Der Zeltplatz besteht bei den Wildnisplätzen eigentlich immer nur aus einigen begradigten Stellen. Es gibt keinerlei sanitäre Einrichtungen und so schlugen wir die Zelte auf, bereiteten Wasser aus dem Fluss auf, aßen etwas und fielen in die Schlafsäcke.

 

Etappe 2:

Vidette Meadows ->  Forester Pass -> Tyndall Creek

Gesamtstrecke: 22165 m
Maximale Höhe: 4001 m
Minimale Höhe: 2920 m
Download file: Tag_2_Forrester_Pass.gpx
Früh brachen wir wieder auf. Der Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Wunderbare Luft und ein reizender Weg führte den Bubbs Creek hinauf. Ein Trogtal zwischen gewaltigen Gipfeln, wohl von Gletschern so geformt, begrenzte die Sicht in zwei Richtungen.

Immer höher türmten sich die Berge am Ende des Tals vor uns auf. Nirgends konnte man ahnen, wo der Pass über die Felsenkette gehen sollte.

Je höher wir kamen, desto mehr Wolken kamen auf. Vielleicht 300m unterhalb des Passes zog sich dann innerhalb von einer halben Stunde der Himmel komplett zu. Ein Lawinenabgang auf der gegenüberliegenden Seite des Tals beeindruckte uns zwar, schlechter war aber, dass jetzt auch der Himmel anfing zu rumpeln. Nach kurzer Zeit war uns klar, dass wir nicht weitergehen konnten, denn man merkte förmlich die Elektrizität auf der Haut, und wir kauerten uns unter und neben einen Stein. Es war hier oben wenig Schutz zu finden und es fing an, rundherum zu grollen. Dann setzte starker Regen ein. Mittlerweile kauerten und lagen wir also im Regen, nur leicht geschützt von herumliegenden Findlingen. Nach kurzer Zeit war der Spuk aber vorbei und es hörte auf zu donnern und wir konnten den Aufstieg fortsetzen.

Kurze Zeit später erreichten wir den Forester Pass in 4009m Höhe. Der Pass markiert die Grenze zum Sequia Nationalpark und ist gleichzeitig die Wasserscheide von Kings River und Kern River. Ein phantastischer Ausblick in beide Richtungen öffnete sich. Der Blick zurück in das schöne Tal des Bubbs Creek bei bedecktem Himmel und Voraus der Blick nach Süden auf Gebirgsseen in einer felsigen, kargen Landschaft bei Sonnenschein. Bemerkenswerterweise blühten oben am Pass tatsächlich blaue Blumen: der sogenannte Skypilot, eine blaue Phloxart. Diese Art  sollte von da an in den Höhenlagen der Sierra ständiger Begleiter sein. Der Abstieg vom Forester Pass entpuppte sich als weniger schlimm als gedacht. Zwar ging es an einer Seite recht steil hinab, aber der Weg war gut und so hatten wir wenig Probleme mit dem Abstieg. Beim Blick zurück auf die Felswand, die wir gerade heruntergekommen waren, stellte ich überrascht fest, dass der Weg von unten absolut nicht zu sehen war.

Im Geröllfeld unterhalb der Wand sahen wir dann viele Murmeltiere. Die Tiere zeigten überhaupt keine Scheu und ließen sich sogar mit dem 10-30mm Objektiv der Nikon 1 problemlos ablichten.

Der Weg zum geplanten Zeltplatz zog sich extrem und ich war sehr froh, als ich dort endlich mein Zelt aufbauen durfte. Meine Füße schmerzten ziemlich von der langen Etappe ansonsten ging es mir aber super. Die Sonne verabschiedete sich mit einem wunderbaren Alpenglühen, als wir in die Zelte krochen.

 

Etappe 3:

Tyndall Creek -> Guitar Lake

Gesamtstrecke: 20569 m
Maximale Höhe: 3500 m
Minimale Höhe: 3174 m
Download file: Tag_3_Guitar_Lake.gpx

 

Die dritte Etappe führte uns durch Wälder mit Bristlecone Pines und über eine karge Hochebene, das Bighorn Plateau. Teilweise mutete die Gegend wie eine Mondlandschaft an. Tief unten im Tal sah man die dunkelgrünen Wälder, die einen starken Kontrast zu den hellen Granitfelsen bildeten. Der Weg war deutlich einfacher als die Tage davor, denn es ging nur leicht bergauf und bergab.

Nach der Hochebene verlief der Weg durch Wälder. Am Nachmittag erreichten wir die Crabtree Meadow und ich bediente mich an den bereitliegenden Wag Bags. Danke an den Ranger, der die Behälter dort bereitgelegt hat. Das wäre anderenfalls echt scheiße geworden.

Bis zum Guitar Lake ging es stetig bergauf. Immer wieder dachte ich, dass doch endlich der See kommen müsse, aber es zog sich endlos. Schließlich erreichten wir den Guitar Lake.

Das Gebirge türmte sich hier hoch um uns auf. Ich hatte keine Idee, welcher der riesigen Gipfel im Osten denn der Mount Whitney sein könnte, geschweige denn, wie wir dort hoch gelangen sollten. Nachdem wir die Zelte aufgestellt hatten, beschloss ich die Füße zu entspannen und ging barfuß über das karge Gras zum See. Ein herrliches Gefühl nach der langen Etappe die Füße im See kühlen zu können. Erstaunlich auch hier, dass es in dieser Höhe Blütenpflanzen gibt.

Gewarnt sei vor den fiesen Nagern hier. Lasst nichts in den Rucksäcken. Uns wurde sogar ein Wag Bag angeknabbert. Ich hoffe, der Nager hat sich an seinen braunen Zähnen erfreut.

 

Etappe 4:

Guitar Lake -> Mt. Whitney summit -> Outpost Camp

Gesamtstrecke: 22208 m
Maximale Höhe: 4411 m
Minimale Höhe: 3169 m
Download file: Tag_4_Mt_Whitney.gpx

 

Deutlich vor Sonnenaufgang packten wir die Sachen zusammen. Wir sahen schon Stirnlampen in der Felswand über dem Guitar Lake leuchten, als wir losliefen.

Langsam aber stetig wand sich der Weg nach oben. Wir liefen bewusst kein zu hohes Tempo, denn der Weg war noch lang und es ist schon anstrengend, in der Höhe zu wandern. Wir genossen beim Aufstieg die grandiosen Ausblicke hinunter auf Guitar Lake und Hitchcock Lake.

Oben am Trail Crest angekommen ließen wir die Rucksäcke stehen. Ich bastelte mir aus Gaffer Tape einen Gurt für die Trinkblase und ging so, um 8 Kilo erleichtert weiter. Auch hier oben: lasst nichts in den Rücksäcken… es gibt auch in über 4000m Höhe am Trailcrest Murmeltiere, die zurückgelassenen Proviant nicht verschmähen.

Ab dem Trail Crest wurde der Weg für mich extrem anstrengend. Ich habe ja eine leichte Höhenangst und der Weg war teilweise extrem schmal und stellenweise kaum zu erkennen. So ging ich unsicher an den Felsnadeln zu Beginn des Aufstiegs vorbei. Alex und Silvana waren hier sehr viel sicherer. Schließlich hatten wir die schwierigen Passagen passiert und der Weg führte durch Felshalden. Das Gelände ist mit Stöcken schwer zu begehen und man muss sehr aufpassen. Tatsächlich sahen wir kurz vor dem Gipfel eine junge Frau, die abgerutscht war und sich im Geröll kurz vor dem Gipfel den Knöchel gebrochen hatte. Offenbar wartete sie auch schon seit Stunden auf den Hubschrauber der Bergrettung.

Wir erreichten kurz danach gegen Mittag den Gipfel. Da das Wetter nicht mehr so prima war und auch hier Wolken aufkamen, beeilten wir uns. Wir genossen den Moment und den Ausblick für eine Weile, machten Erinnerungsfotos und trugen uns ins Gipfelbuch ein. Wir hatten es also auf den Mt. Whitney geschafft, mit 4421m der höchste Gipfel der USA südlich von Kanada. Der Weg zurück zum Trail Crest war für mich einfacher, weil ich wusste, was kommt. Ohne Probleme (auch nicht mit der Höhe), passierten wir die für mich beim Aufstief so unangenehmen Stellen und erreichten den Trail Crest.

Die Rucksäcke wurden wieder geschultert und es ging auf der anderen Seite des Passes die berühmten 100 Serpentinen hinab. Diesen Abschnitt empfand ich als sehr unangenehm und anstrengend, mal abgesehen von der Eintönigkeit dieses Abschnitts. Ich konnte mich wegen der Schulterverletzung nur ungenügend abstützen und kam nur langsam hinterher. Noch am nächsten Tag hatte ich Schmerzen, einen starken Muskelkater in der Schulter.
Vermutlich hätten wir auch bis zum Whitney Portal Wanderparkplatz wandern können, aber wir hatten einen Stop im Abstieg geplant und das war gut so. Der Zeltplatz am Outpost Camp war sehr schön und wir konnten die müden Knochen ausruhen und noch einmal entspannen.

 

Etappe 5

Outpost Camp -> Whitney Portal

Gesamtstrecke: 7177 m
Maximale Höhe: 3058 m
Minimale Höhe: 2543 m
Download file: Tag_5_Whitney_Portal.gpx

 

Nach einer wiederum kurzen  Nacht setzten wir die Wanderung fort. Mit schmerzender Schulter und leicht ziehendem Knie ging es für mich weiter, als wir den Weg hinab fortsetzten. Hier war ich deutlich langsamer als die anderen zwei. Es zeigte sich doch, dass die Schulter anfing Probleme zu bereiten und so war ich zwar stolz und glücklich, doch etwas besorgt. Glücklicherweise waren die Schmerzen nur verkaterte Muskeln und kein Rückfall. Dennoch drückte das auf meine Stimmung und ich hatte Schwierigkeiten den Weg durch das zauberhafte Tal zu genießen. Ich war sehr glücklich, als wir schließlich Whitney Portal erreichten und ins Auto steigen konnten.

Am gleichen Tag fuhren wir nach Las Vegas zurück, wo wir diesmal in einem erstaunlich günstigen und guten Motel abstiegen. In aller Frühe ging es dann Flughafen, wo ich dann wieder ein bisschen mit Hertz zu kämpfen hatte. Irgendwann dachte ich mir: „Wird mir der Reifen halt nicht erstattet. Den Ärger spar ich mir.“

Danach checkten wir ein. Wie es anscheinend bei Delta Standard ist, wurden wir getrennt im Flugzeug platziert. Nach etwas Platztauscherei hatten wir wieder Plätze nebeneinander.  Ein freundlicher Delta Mitarbeiter beim Zwischenstop in NYC war hier schon eine große Hilfe. Warum Delta es nicht auf die Kette bekommt sowas schon beim Check-In zu regeln und uns quer über das Flugzeug verteilte ist mir ein Rätsel. Egal… hat schlussendlich alles geklappt.

 

Vielen Dank Alex und Silvana für die gute Zeit, den tollen Trip und die Unterstützung beim Wandern und Planen!

Danke auch nochmal Alex für die Tracks!

Hier der Bericht von SIlvana mit tollen Fotos.
Und mehr schöne Fotos auf Alex‘ Schildkröte: sköldpadda

 

Hessen im September

Taunus

Bad Schwalbach

Im September herrschte an vielen Tagen schönes Wanderwetter, das ich gerne nutzte. An einem Tag traf ich mich früh morgens mit meiner Mutter für eine Morgenwanderung in Bad Schwalbach. Zum einen, weil das Wetter und das Licht so besonders waren und zum anderen, um die Tornadoschäden zu begutachten. Irre, wieviel Wald da gefallen ist. Es waren wohl um die 50ha, die einfach so umgeknickt, abgedreht und ausgerissen wurden. Gottseidank schwächte sich der Wirbel in der Stadt ab und deckte „nur“ ein paar Häuser im Badweg und an der Rheinallee ab. Die volle Gewalt hatte er nur im Kurpark (beginnend von der Schwalbacher Höhe bis zum Badweg), wo wegen des wirklich miesen Wetters glücklicherweise niemand unterwegs war. Die uralten Bäume vom Golfcafé bis zum Moorbadehause sind alle weg und das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Zugbahn.

 

Rhön

Deutscher Enzian

Eine der schönsten Ecken Hessens ist die Rhön. Mit Verena war ich dort den ganzen Sonntag unterwegs. Wir genossen das Wetter, die weiten Blicke und die letzten Blütenpflanzen. Ein toller Tag.